Besuch bei der SoLaWi Hevener Feld
Ackern zwischen See und Siedlung
Eine verzwickte Situation herrscht im Ruhrgebiet. Einerseits wird Wohnraum gebraucht- aber die Menschen, die dort einziehen sollen, müssen auch ernährt werden.
Heutzutage ist dies in unseren Breiten räumlich getrennt- und zwar mit viel Abstand. Unser Gemüse kommt allzu oft aus aller Welt- mit langen Transportwegen, was weder der Umwelt, noch dem Genuss zugute kommt.
Umso schöner, daß uns zwei junge Männer zeigen, daß es auch anders geht. Jonas Dietrich & Matthias Brohl lernten sich bei der Arbeit auf dem Demeter-Betrieb Örkhof im Windrather Tal kennen. Nach einem Jahr gemeinsamer Arbeit entschlossen sie sich, zusammen Gemüsebau zu betreiben.
Nach langer Suche fanden sie ein Stück Pachtland. 1 Hektar- mittendrin zwischen Wohngebiet, Autobahn und Naherholung.
„Daß wir hier so nah am Kemnader See liegen ist Fluch und Segen. Seine Ruhe hat man selten und verquatscht schonmal das eine oder andere Stündchen.“ Anderseits wunderbar, daß so viele Menschen Interesse am Projekt „Hevener Feld“ haben.
„Die meisten unserer Kunden kommen hier direkt aus Heven.“ So Jonas. Und das sind nicht unbedingt die, die vorher im Biomarkt ihr Gemüse fanden. Der Standortfaktor „vor der Haustür“ ist offenbar vielen eine Herzensangelegenheit, die den Weg zum Discounter in Zukunft überflüssig macht.
Für die Jungpflanzenanzucht wird ausschließlich biologisches Saatgut genutzt und auch im weiteren Verlauf werden weder Mineraldünger noch Pestizide eingesetzt.
Im April geht’s los mit den frischen Feldfrüchten. Diese kommen teils vom Feld unter freiem Himmel, aber auch aus den Folientunneln. Diese haben den Vorteil, daß die Pflanzen durch die Sonnenwärme schneller wachsen. Aber die Wärme kommt nicht nur von oben. Dämme, ähnlich derer wie man sie vom Spargel kennt, wurden angelegt. Das hier aufgebrachte Material setzt beim verrotten Wärme frei. „An einem Tag hatten wir -4 Grad in der Luft, aber direkt auf der Erde +10 Grad.“ berichtet Matthias.
Daß das System funktioniert, sieht man eindrucksvoll an den ersten Kohlrabis. Die Pflanzen auf den Dämmen haben locker die doppelte Größe.
Auch die ersten Tomatenpflanzen haben schon ein erstaunliches Ausmaß. „Wir freuen uns, unseren Kunden im Frühjahr nicht nur Blattgemüse anbieten zu können. Und wir haben da noch etwas ganz spezielles…“ sagt Jonas und lüftet ein weißes Vlies. Darunter kommt ein Champignonkopf zum Vorschein, der auch ab April den Weg in die Körbe der Gemüsefans finden wird.
Das Hevener Feld wird allerdings keine herkömmliche Verkaufsstelle. Kunden kaufen Ernte- Anteile und können sich von Frühjahr bis Herbst einmal die Woche eine Gemüse- Kiste abholen.
Gut 100 Anteile wird es geben- falls alle sind bereits vergeben.
Die Teilnehmer können sich gerne einbringen- müssen dies aber nicht zwingend. Trotzdem ist dieses System mit Sicherheit spannend für junge Familien, wo Kinder mit dem Wissen groß werden können, woher ihre Nahrung kommt, wieviel Arbeit es macht bis es auf dem Teller liegt.
Vom Acker auf den Teller- ist heute so notwendig wie nie zuvor- und schmecken tuts auch noch viel besser!
Mehr Infos findet ihr hier:
Gartengemüse Hevener Feld
In den Folientunneln befinden sich mittig die Rottedämme
Auf den Dämmen wachsen verschiedene Pflanzen, die nacheinander reif werden
Setzlinge werden selbst gezogen