Pillen vor die Säue

Essen ist politisch! Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden

Gutes, sauberes und faires Essen für alle – die Urforderung von Slow Food – ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, sondern immer eine Frage bewusster Entscheidungen -  Einzelner und der Politik. Deshalb sind wir alle gefragt: als Konsument*innen und als Wähler*innen. Denn Essen ist politisch!

Pillen vor die SäueUnter diesem Motto hat Slow Food Bonn in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Bonn am 24. April 2023 eine Veranstaltungsreihe gestartet. Gastredner und Gesprächspartner für ein hoch interessiertes Publikum war der Ingolstädter Veterinär, Umweltpolitiker und Buchautor Dr. Rupert Ebner. Aus seiner langjährigen Erfahrung als praktischer Tierarzt und Vizepräsident der Bayerischen Landestierärztekammer steht für ihn fest: Massentierhaltung ist nicht nur qualvoll für Rinder, Schweine und Geflügel. Sie führt auch zu unkalkulierbaren Risiken für unsere Gesundheit. Denn in den Megaställen großer  Zucht- oder Mastbetriebe werden Medikamente nicht an ein einzelnes krankes Tier, sondern über Futter und Wasser an den gesamten Bestand verabreicht. Diese Praxis führt geradezu zwangsläufig früher oder später zur Entwicklung resistenter Krankheitskeime. Hat ein Medikament bei der Bekämpfung eines Erregers aber erst einmal seine Wirksamkeit verloren, lässt sich dieses auch nicht mehr in der Humanmedizin erfolgreich einsetzen. Dann versagen diese Lebensretter auch beim Menschen. Gleichzeitig steigt die Gefahr von Zoonosen, jenen Erkrankungen, deren Erreger von Tieren auf Menschen überspringen können. Die Welt hat mit Corona gerade erleben müssen, welche Folgen das hat. Ebner, der viele Jahre Bundesschatzmeister von Slow Food Deutschland und Mitglied im Beirat von Slow Food International war, kommt deshalb zu dem Schluss, dass alleine durch individuelle Kauf- und Konsumentscheidungen dieses Problem nicht zu beseitigen ist. Nur über eine andere Form der Tierhaltung und entsprechende politische Weichenstellungen kann einem systembedingten Medikamentenmissbrauch in der Tierhaltung Einhalt geboten werden. Dafür ist es höchste Zeit und bedarf es unseres entschiedenen politischen Engagements.

Die Reihe „Essen ist politisch!“ wird im September mit einer Veranstaltung über die (un)fairen Aspekte unseres Kakao-Konsums fortgesetzt.

Download:
Lesung Slow Food Bonn (pdf)

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