Weinbau an der Lahn
Bekannt ist die Lahn, die im Rothaargebirge östlich von Siegen entspringt und nach nahezu 250 Kilometern ein wenig südlich von Koblenz in den Rhein mündet, vor allem wegen seiner Wassersportmöglichkeiten, und bei Radfahrern, die die landschaftlich sehr reizvolle Gegend entlang des Flusses erkunden. Sehr viel weniger bekannt allerdings ist – auch in der näheren Umgebung – dass es an der Lahn noch eine kleine Enklave des Weinbaus gibt, die seit den 1970er Jahren zum Anbaugebiet des Mittelrhein gezählt wird. Etwa 30 Kilometer oberhalb der Mündung bei Lahnstein bewirtschaften in den beiden Weinorten Obernhof und Weinähr noch (oder wieder) drei hauptberuflich tätige Winzer inzwischen wieder rund zehn Hektar an Weinbergen, vielfach in Steillagen. Hinzu kommen weiter oberhalb des Flusslaufes, etwa in Weilburg und sogar in Limburg nicht wenige Bürger- und Hobbywinzer, die sich der Pflege der alten Kultur verschrieben haben. Damit hat sich die Anbaufläche, die auf nur noch etwa 4,5 Hektar geschrumpft war, erfreulicherweise wieder mehr als verdoppelt; weitere Flächen sollen in naher Zukunft bestockt werden – der Weinbau an der Lahn erlebt somit eine kleine Renaissance!
Im gesamten Mittelalter bis zum Dreißigjährigen Krieg und noch weit hinein bis in das 19.Jahrhundert hat der Weinbau im gesamten Lahntal eine große Rolle gespielt, verschwand dann aber zwischenzeitlich nahezu vollständig bis auf die erwähnten, geringen Reste. Seine vorwiegend mittelalterlichen Spuren lassen sich jedoch an vielen Stellen im Lahntal noch mehr oder wenig offen zu Tage liegend entdecken; meist in Form uralter Trockenmauern, zum Teil noch versehen mit einfachen Unterständen aus Schieferplatten und Treppen im Schiefer. Auch viele alte Urkunden, zu finden in verschiedenen Archiven, legen Zeugnis davon ab.
Matthias C. Schmidt aus Scheidt beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit diesen Spuren des Weinbaus an der Lahn. Unter seiner ortskundigen und kenntnisreichen Führung begaben sich elf Interessierte der Convivien Bonn und Rhein-Mosel auf die Suche nach diesen geschichtlichen Spuren um den alten Weinort Laurenburg herum, etwas oberhalb von Obernhof gelegen. Auf einer Wanderung von gut vier Kilometern auf zuweilen sehr steilen und unwegsamen Pfaden und Wegen auf der nördlichen Sonnenseite der Lahn haben wir die vielen, zum Teil sehr unscheinbaren, zum Teil aber auch offensichtlichen Zeugnisse des einstmals umfangreichen Lahnweinbaus, oft noch aus dem Mittelalter stammend, kennengelernt.
Auf der historischen Laurenburg oberhalb des gleichnamigen Örtchens an der Lahn durften wir uns anschließend dann bei einer großen Weinprobe erholen, auf der wir fünf charakteristische Weine aller drei Lahnweingüter verkosten und in ihrer erstaunlichen geschmacklichen Breite erleben konnten. Dazu gab es einen kleinen Imbiss und natürlich auch erfrischendes Fachinger-Wasser, ebenfalls ein Produkt des Lahntals.
Rundherum hat uns das Lahntal von seinen den meisten zuvor doch unbekannten Weinen sehr überzeugt, so dass einige von uns sich noch am Samstagnachmittag aufgemacht haben, um sich bei allen drei Winzern in Obernhof mit nicht wenigen Flaschen des köstlichen Lahnweines einzudecken und nebenher noch weiteres über den Lahnweinbau zu erfahren.
Im Internet:
Historischer Weinbau an der Lahn / Lahn.Wein.Probe (M.C. Schmidt, Scheidt):
www.weinbau-an-der-lahn.de
Weingute mit Anbau in Obernhof und Weinähr:
Weingut Massengeil-Beck: www.lahnwein.de
Weingut Schreiberlay: www.schreiberlay.de
Lahnweingut U. & S. Haxel: www.lahnweingut-haxel.de
Oberlahnwinzer e.V.: www.oberlahn-winzer.de
Limburger Schlosswingert e.V.: limburger-schlosswingert.de