Saatgutfestival 2014
Blaue Kartoffeln und lila Tomaten?
Das war längst nicht alles, worüber staunen konnte, wer am 8. März den Weg zur Drachenfelsschule in Königswinter-Niederdollendorf gefunden hatte. Denn dort drehte sich alles um alte und vergessene Gemüsesorten, um Raritäten von der Streuobstwiese und selbstgemachte Leckereien aus Wildkräutern. Zum zweiten Mal hatte der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), diesmal gemeinsam mit dem Netzwerk Blühende Landschaften Königswinter, zu einem Saatgutfestival eingeladen und mehr als tausend Menschen waren gekommen. Schon am Vormittag herrschte reges Treiben in allen Räumen der Schule wie auch im benachbarten Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde, wo man nach Kräften mit anpackte und die Besucherinnen und Besucher mit Kaffee und Kuchen versorgte.
In der Aula der Schule erfuhr man in Fachvorträgen, kenntnisreich moderiert von Erika Altenburg, Wissenswertes über Sortenvielfalt, Bodenkunde oder den Zusammenhang von Bienen und Biodiversität, während sich auf dem Schulhof besonders die kleinen Besucherinnen und Besucher mit Ziegen und Zwerghühnern unterhalten konnten – auf Augenhöhe sozusagen. In den Fluren gab es interessante Ausstellungen und in den Klassenräumen: Saatgut! Hier konnte man Saatgut kaufen oder tauschen, Samen oder Setzlinge von alten Gemüsesorten oder von regional typischen Nutzpflanzen erwerben, so zum Beispiel vom Maiwirsing „Bonner Advent“ – einem Passagier aus der Slow Food-Arche des Geschmacks. Dass wir vom Bonner Slow Food-Convivium da nicht fehlen durften, war für uns eine Selbstverständlichkeit. Und der Andrang an unserem Stand zeigte uns auch in diesem Jahr, dass die Besucherinnen und Besucher des Saatgutfestivals das offenbar ebenso sahen.
In vielen Gesprächen kamen wir mit vielen netten Menschen in Kontakt und unsere mitgebrachten Archepassagiere fanden viele neue Freundinnen und Freunde, sprich reißenden Absatz. In schweren Kisten hatten wir den Blauen Frühburgunder von der Ahr, Sekt von der Champagner-Bratbirne, Büchsenweise Filderkraut und Ostheimer Leberkäse angeschleppt - abends brauchten wir dann (fast) nur noch leere Kartons entsorgen. Dafür aber waren die Listen mit Adressen neuer Interessenten bis auf die letzte Zeile gefüllt. Einen Tag lang stehen an kniehohen Erstklässler-Schulbänken – für uns Bonner Slowfoodies war es ein abwechslungsreicher und lohnender Tag.