Das Bier der Mönche

Exkursion zur Klosterbrauerei Val-Dieu in Belgien - Convivium Bonn in Bierlaune

Val-Dieu-02Anfang Mai begaben sich 12 Menschen aus dem Convivium Bonn auf die gar nicht so lange Reise in den französisch sprechenden Teil Belgiens, um dort das Geheimnis der traditionell gebrauten Abteibiere zu lüften.

Val-Dieu ist eine wenige Kilometer westlich der Gemeinde Aubel in der wallonischen Provinz Lüttich gelegene Klosteranlage einer ehemaligen Zisterzienserabtei. Auf dem Areal des in einem wunderschönen Flusstal gelegenen beliebten Ausflugsziels wird seit 1997 wieder Abteibier gebraut und in einem modernen Shop und Biergarten vertrieben. Angeknüpft wurde hierbei an die Jahrhunderte alte Brautradition und an Rezepturen der Zisterziensermönche, die seit 1216 in der Abtei ansässig waren und 2001 den Ort verließen.

Alle in der stolzen Ahnengalerie der Abtei abgebildeten Äbte haben eine auffallende Ähnlichkeit, was wir bei einer sehr interessanten und kurzweiligen Führung lernten: Die gleichen Gesichter. Mal schauen sie in ihren goldenen Bilderrahmen nach links, dann nach rechts, mal nach oben oder unten. In Ermangelung überlieferter Konterfeis bekam der beauftragte Künstler in der mittelalterlichen Kopierwerkstatt die Weisung, halt ein bekanntes Bild nur zu variieren. Ob dieses Vorgehen mit dem soliden Biergenuss der Mönche zusammenhing, ist nicht überliefert. Jedenfalls begannen diese vor über 900 Jahren das Bierbrauen mit selbst angebautem Hopfen und Gerste. Als sich rein vegetarisch ernährende Bruderschaft nahmen sie im Sommer täglich nur eine und im Winter nur zwei Mahlzeiten zu sich. Dazwischen spendete das obergärige Bier notwendige Vitamine und Proteine.

Val-Dieu-03Die Marke Val-Dieu ist heute das einzige Abteibier Belgiens, dass wirklich noch in der Abtei selbst gebraut wird. Davon konnten wir uns in der großen historischen Scheune selbst überzeugen, auch wenn hier mittlerweile hochmoderne Edelstahltanks zum Einsatz kommen. Gebraut werden jährlich knapp 200.000 Liter verschiedener obergäriger Sorten: Val-Dieu Blonde (6 %), Brune (8 %), Triple (9 %), Grand Cru (10,5 %) und Blanche de Liège (5,5 %). Die Besonderheit des Val-Dieu-Bieres liegt neben der traditionellen Herstellung in der erneuten Zugabe von Hefe zur restlichen Gärung in dickwandigen Flaschen, die mit einem Champagnerkorken verschlossen werden.

Eine besondere Kreation ist das im Jahrgang 2022 für ein Jahr in Kentucky Bourbon-Fässer gelagerte „Excellence“ mit einem Alkoholgehalt von sage und schreibe 12 Prozent. Es wurde als bestes aromatisiertes Bier der Welt ausgezeichnet.

Val-Dieu-01Weil die Biere so stark sind, trinkt man sie nicht wie ein deutsches Pils, sondern langsam wie Wein und nur nach Kellertemperatur gekühlt. Im Kühlschrank gelagert wird es trüb. Vor dem Genuss sollte es einige Stunden in der Flasche ruhen, damit sich die Schwebstoffe absetzen können, und es dann behutsam einschenken. Abteibiere und Trappistenbiere serviert man in Schalen (ähnlich der Berliner Weisse) oder in bauchigen Gläsern, damit sich das volle Aroma entfalten kann.

(von Stefan Kreutzberger)

Info:  Abteibier – Trappistenbier

In Belgien wird streng zwischen den (sehr ähnlich schmeckenden und starken) Abteibieren und Trappistenbieren unterschieden und entsprechend zertifiziert.

Abteibier ist ein in belgischen Klöstern (oder außerhalb der Klöster: nach überlieferter Klosterrezeptur) hergestelltes obergäriges Bier. In Belgien existieren ca. 70 verschiedene Abteibiermarken. Fast alle von ihnen werden heute von externen Brauereien unter Lizenz gebraut (z. B. Leffe, gebraut von InBev).

Das Trappistenbier ist hingegen ein durch oder unter Aufsicht von Trappistenmönchen gebrautes Bier. Das Bier muss in einem Trappistenkloster oder in dessen unmittelbarer Umgebung hergestellt werden. Der Erlös ist ohne eigenständiges Gewinnstreben den materiellen und geistlichen Bedürfnissen der Mönche, dem Erhalt der Gebäude und deren Einrichtung zuzuführen. Es gibt weltweit nur 10 Trappistenbrauereien, davon fünf in Belgien (Chimay, Orval, Rochefort, Westmalle, Westvleteren), zwei in den Niederlanden (La Trappe, Zundert) und je eine in Österreich (Stift Engelszell), in Italien (Tre Fontane) und in England (Mount St. Bernard).



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