Historische Rebsorten - Rotweine

„Trinken, was gerettet werden soll!“ - Deutsche Spitzenrotweine aus seltenen historischen Rebsorten

Am 21.03.2025 fand die zweite Weinprobe des Slow Food Conviviums Bonn unter dem Motto statt: „Trinken, was gerettet werden soll!

Historische RotweineNachdem im Oktober letzten Jahres Weine aus sehr seltenen historischen Weißweinrebsorten verkostet worden waren, erlebten 24 Gäste im Saal der evangelischen Trinitatisgemeinde dieses Mal tatsächlich eine Weltpremiere.

Der Weinexperte Thomas Riedl präsentierte 12 trockene, deutsche Spitzenrotweine aus den acht sehr seltenen, historischen Rebsorten Blauer Arbst, Schwarzblauer Riesling, Hartblau, Blauer Affenthaler, Schwarzurban, Kleiner fränkischer Burgunder, Blauer Gänsfüßer und Tauberschwarz.

Von den vier letztgenannten Rebsorten standen jeweils zwei Weine zum Vergleich auf dem Tisch, darunter auch gereifte Weine bis zurück zum Jahrgang 2017. Thomas Riedl hatte diese raren Flaschen über 6 Jahre zusammengetragen und die Weltpremiere bestand genau in dieser Kombination von Spitzenqualitäten, Flaschenreife und Seltenheit.

Als „selten“ erachtet Riedl eine Keltertraubensorte, wenn sie auf weniger als 0,1% der deutschen Rebfläche von aktuell 103.500 Hektar angebaut wird, und als „historisch“ fasst er eine Sorte dann auf, wenn sie nachweislich schon vor Beginn der Reblauskatastrophe in Deutschland (Beginn 1878) angebaut wurde.

So steht die meistangebaute Rebsorte von den acht angestellten – der Tauberschwarz – weltweit gerade mal auf 16 Hektar. Vom Schwarzblauen Riesling dagegen gibt es erst zwei kleine, produzierende Rebanlagen in Deutschland. Eine dritte kommt mit etwas Glück dieses Jahr in Königswinter-Oberdollendorf in den Ertrag. Auch der seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland nachweisbare Blaue Gänsfüßer steht bei insgesamt sechs Erzeugern zusammen auf nicht mehr als ca. 6.000 m2, was weniger als 3.000 Restöcken entspricht.

Einige dieser Rebsorten galten vor dem bundesweiten „Erfassungsprojekt Rebengenetische Ressourcen“ (2007-2010), das der Biologe und Ampelograph Andreas Jung maßgeblich durchführte, auch unter Experten als verschollen oder gar ausgestorben.

Kein Wunder also, dass nur wenige Anwesende überhaupt schon mal von den präsentierten Sorten gehört hatten, geschweige denn Wein der einen oder anderen Sorte getrunken. Weil das Publikum sehr unterschiedliche Weinerfahrungen und Vorlieben mitbrachte, stießen die Weine erwartungsgemäß auf unterschiedliche Reaktionen. Sie reichten von Begeisterung und freudiger Überraschung bis Befremden.

Thomas Riedl erläuterte anschaulich, warum die Erhaltung von Biodiversität auch bei Rebsorten so wichtig ist, und welch wichtige Rolle Konsument*inn*en bei ihrer Erhaltung spielen. Das Publikum ermutigte er zu Fragen, die er im Laufe des Abends kenntnisreich beantwortete. Auch untereinander diskutierten die Anwesenden lebhaft. Alle Teilnehmenden erhielten umfängliche Informationen zu den Rebsorten, den Weinen und ihren Bezugsquellen und die Rezepte zu den Leckereien, die Thomas Riedl passend zu den Weinen vorbereitet hatte: Syrisches Baba Ganoush, ein rosa Hummus und eine Steinpilzbutter.

Dank des tollen Zuspruchs soll es auch in der zweiten Jahreshälfte 2025 eine weitere Slow Food-Weinprobe geben. Das Thema wird voraussichtlich „Deutsche Weine von wurzelechten gemischten Sätzen“ sein.

 

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