Planetary Health Diet
Es war wieder eine erfolgreiche Veranstaltung für uns und unseren Kooperationspartner, das Evangelische Forum Bonn. Denn mehr als 30 Interessenten hatten sich am Abend des 6. März im Pavillon an der Kreuzkirche eingefunden, um an einer weiteren Folge der gemeinsamen Veranstaltungsreihe „Essen ist politisch!“ teilzunehmen. Und alle waren sich einig: Ihr Kommen hatte sich gelohnt. Unter der Fragestellung Die Planetary Health Diet – Fasten(kur) für unsere Erde? referierte der Entwicklungsökonom Dr. Lutz Depenbusch, Mitarbeiter beim katholischen Hilfswerk MISEREOR in Aachen, hochkompetent und dennoch leicht verständlich über die Ernährungsempfehlungen der EAT-Lancet-Kommission. Diese hatte vor einigen Jahren eine Strategie für Landwirtschaft und Ernährung erarbeitet, die die Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen schützen soll. 37 Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen und 16 Ländern kamen dabei zu dem Ergebnis, dass eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig sei, um alle Menschen dieser Erde nachhaltig und gesund zu ernähren.
Depenbusch machte zunächst darauf aufmerksam, dass nicht alleine die Menge der Nahrung ausschlaggebend sei für eine ausreichende Ernährung. Ganz wesentlich sei ihre Zusammensetzung. Ist sie nicht ausgewogen, dann komme es zu „verstecktem Hunger“. Dieser habe insbesondere für Kleinkinder fatale Folgen mit oft lebenslangen Auswirkungen. Wie aber kann sichergestellt werden, dass die bis zum Ende dieses Jahrhunderts erwarteten 10 Milliarden Menschen „physisch, mental und sozial gesund“ ernährt werden können? Liegt die Lösung in einer weiteren Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität? Nach Ansicht der EAT-Lance-Kommission nicht. Zu groß sind heute schon die negativen Auswirkungen der Agrarindustrie: Übernutzung und Überdüngung der Böden, Verlust an Artenvielfalt durch den Einsatz chemischer Mittel, Zerstörung der tropischen Regenwälder zur Steigerung der Fleischproduktion und insgesamt eine Beschleunigung des Klimawandels wegen immer größere CO2-Emmissionen aus der Landwirtschaft. Den Ausweg aus diesem scheinbaren Dilemma sieht die EAT-Lance-Kommission wie übrigens auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in einem grundlegenden Umsteuern unserer Ernährungsgewohnheiten: Unser Fleischkonsum muss zugunsten pflanzenbasierter Nahrung drastisch reduziert werden. Weniger Schnitzel, weniger Currywurst – mehr Hülsenfrüchte, mehr Nüsse, mehr Vollkornprodukten, mehr Obst und Gemüse. Kaum verwunderlich, dass diese Empfehlungen vehementen Protest von Seiten der Agrarlobby und der Fleischindustrie zur Folge hatten. Ebenso wenig überraschend, dass man dort die durchaus differenzierte Sicht der Wissenschaftler*innen nicht zur Kenntnis nehmen wollte, hatten sie doch weder Vegetarismus noch Veganismus propagiert und etwa kulturelle Unterschiede und traditionelle Essgewohnheiten in verschiedenen Ländern durchaus berücksichtigt. Dennoch wies Depenbusch am Ende seines Vortags auf eine unbequeme Erkenntnis hin: Wenn die Menschheit die natürlichen planetaren Grenzen nicht überschreiten will, werden selbst die Empfehlungen der EAT-Lance-Kommission nicht ausreichen.