Schnecken auf der Streuobstwiese
Zu unserer großen Freude hatten sich die Wetterprognosen einmal nicht erfüllt. Wenn auch die Temperaturen nicht eben hochsommerlich waren, es blieb immerhin trocken. Und ein laues Lüftchen wehte um die alte Fritzdorfer Mühle, als wir uns am 18. August nachmittags mit dem Wachtberger Streuobstwiesenverein zu einer externen Tafelrunde trafen. Für manche unter den Slowfoodies war es nicht die erste Begegnung mit dem Thema Streuobst. Immer wieder haben wir uns in den vergangenen Jahren fachkundig über alte Apfel- und auch Birnensorten und den ökologischen Wert dieser alten Obstbaukultur informieren lassen. Auch bei einer Ernte haben wir schon mal ganz handfest mit angepackt. Diesmal waren wir vom Wachtberger Streuobstwiesenverein, der gerade auf ein 30jähriges Bestehen zurück schauen kann, zu dessen Sommerfest eingeladen. Bei allerlei selbstgemachten Leckereien, die auf einem gewaltigen Mühlstein unter hohen Bäumen appetitlich angerichtet waren, kam man schnell miteinander ins Gespräch. So gab es reichlich Gelegenheit, wechselseitig über das Engagement der jeweiligen Vereinsarbeit zu informieren. Ein Gastgeschenk hatten wir auch dabei: Dank einer großzügigen Spende aus dem „Maschinenpark“ von Kai Hofstetter wechselte unter großem Beifall der Beschenkten eine Obstmühle ihren Besitzer.
Wer wollte, konnte anschließend bei einem kleinen Spaziergang die Besonderheiten der Fritzdorfer Birnbaum-Allee kennenlernen. Kompetent und anschaulich klärte die frühere Vorsitzende des Wachtberger Vereins, Dorothee Hochgürtel, über Alter, Wuchs, Ertrag und die unterschiedlichen traditionellen Verwertungsmöglichkeiten der einzelnen Birnensorten auf. Zwar ist der Wert von Streuobstwiesen inzwischen wieder mehr ins allgemeine Bewusstsein gerückt, aber deren Erhalt und Pflege sind nach wie vor keine Selbstverständlichkeit und auch kein Selbstläufer. Zum einen fehlt es an Freiwilligen, die sich um die Pflege der Bäume kümmern. Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass man Streuobstwiesen sich selbst überlassen könnte. Zum anderen macht sich auch hier der Klimawandel bemerkbar. Und nicht zuletzt leiden die Bäume der Fritzdorfer Allee sehr unter dem dortigen Autoverkehr. Abgerissene Äste und asymmetrischer Wuchs lassen ziemlich exakt die Höhe vorbeifahrender LKWs erkennen.
Zurück an der Mühle gab’s dann natürlich auch noch die versprochen Kostproben: Apel- und Birnenbrände aus den Obstsorten, die auf den umliegende Wiesen mit Leidenschaft gehegt und gepflegt werden – guter Stoff, auch für‘s Fachsimpeln unter Spezialisten. Die Säfte aus eigener Produktion waren leider schon ausgetrunken. Aber die nächste Ernte, die in Fritzdorf übrigens besser ausfallen wird als in anderen, spätfrostgeschädigten Regionen, steht ja unmittelbar bevor. Und dann gibt es wieder Nachschub, der übrigens auch für Nichtmitglieder käuflich zu erwerben ist!