Schnaekele Strassburg

7.7. 2013 - Neun Convivien aus drei Ländern waren eingeladen beim "Schnaekele"-Picknick von Slow Food Strasbourg: Im Zeichen der Schnecke traf man sich in Sélestat, um gemeinsam an langen Tafeln des Mitgebrachte zu verspeisen und die überregionale Freundschaft zu pflegen.

Überregionales Schnecken-Picknick im Elsaß

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Aus dem Bericht von Gisela Bautz, Slow Food Convivium Freiburg und Mitglied des Vorstands von Slow Food Deutschland:

Zu Gast sind Slow Food Mitglieder von Schnaeckele Strasbourg, Schnackala Mulhouse, den Convivien Basel, Aargau-Solothurn, Lörrach, Freiburg, Karlsruhe, Bruchsal-Kraichgau und Pfalz zum gemeinsamen Essen und Plaudern im „Garten“ des Museums Frac Alsace in Sélestat südlich von Strasbourg. Schnaeckele und Schnackala bedeutet Schnecke auf Elsässisch mit der jeweiligen regionalen Dialekt-Färbung im südlichen und nördlichen Elsaß.

Der „Garten“ des Museums ist auch ein Kunstobjekt: Le Clos du Frac, ein Weingarten des Künstlers Nicolas Boulard. Selbst aufgewachsen in einer Winzerfamilie in der Champange und inspiriert von der Dynamik und der starken Identifikation des Elsasses mit dem Weinbau und dem regionalen Wein pflanzte er im Garten des Museums 2010 4 Rebensorten aus dem Bordeaux vom Chateau Mouton Rothschild à Pauillac: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot.

Wein als Kunstprojekt

Da diese Reben im Elsaß nicht zugelassen sind für die Pflanzung, konnte dem Museum eine Genehmigung erteilt werden, da die Trauben aus dem kleinen Weingarten nur für private Zwecke von Frac Alsace gekeltert und ausgeschenkt werden – der erste Wein wurde 2012 ausgebaut. Keinesfalls kann aus dem Kunstprojekt für diese Reben aus dem Bordeaux die kontrollierte Herkunftsbezeichnung, AOC-Klassifizierung, an diesem Standort im Elsaß angestrebt werden.

Und damit sind wir ganz unmittelbar an einem aktuellen Slow Food-Thema und dem Blick aus der Sicht eines Künstlers auf ein aktuelles Thema und auf die Welt von heute am Beispiel von Rebenpflanzungen, die reglementiert sind und nicht frei gepflanzt werden dürfen. Der Weingarten kann als eine Symbiose von Kunst und Slow Food verstanden werden!

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Schnaekele: Die Gründungsidee

Der Ursprung dieses Picknicks liegt in der Gründung von zwei Convivien im Elsaß 2007 aus dem ursprünglichen Convivium Slow Food Elsaß. Damit die Mitglieder weiterhin den Austausch des ehemals vereinten Conviviums fortführen konnten, gab es jeden Sommer ein gemeinsames Picknick. Vor zwei Jahren wurde das Convivium Freiburg mit eingeladen und 2012 waren die elsässischen Convivien aus Mulhouse – Schnakala – und Strasbourg – Schnaeckele – zum Picknick im Samengarten in Eichstetten und einem Weingut zu Gast. Danach wurden dank der sehr lebendigen Regio-Idee in dieser Ecke von Deutschland die Nachbar-Convivien aus Baden, der Schweiz und dem Elsaß letzten Sommer vom Convivium Lörrach zu einer Veranstaltung mit Unterstüzern, Arche-Passagieren und Presidi eingeladen.

Dieses Jahr vergrößerte sich der Teilnehmerkreis des Picknicks nochmals. Organisatoren und Teilnehmer betonten, dass durch solche grenzüberschreitenden Zusammenkünfte die Slow Food-Idee als internationale Organisation gelebt wird und die Convivien durch diesen förderlichen Austausch bereichert werden. Für die Slow Food Mitglieder dieser Region sind solche grenzüberschreitenden Aktivitäten fast schon Alltag, da sie auch in der Politik und Wirtschaft in der Region verankert sind.

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Menu Surprise mit Sylvaner aus Mittelbergheim

Jede und jeder Teilnehmer/in bringt etwas zum Essen mit, Vorspeise, Hauptgericht oder Dessert, alles unabgesprochen und mit vielen Überraschungen und Spezialitäten. Geboten wurde eine große Vielfalt an Speisen, die im Sinne von Slow Food zubereitet waren. Für die lange Tafel organisierte Schnaekele die Tische und Sitzgelegenheiten.

Eine Überraschung von Schnaeckele Strasbourg war die Präsentation von zwei Unterstützern: Albert Seltz, Winzer aus Mittelbergheim präsentierte uns seinen Sylvaner von 60 Jahren alten Reben. Nachdem in der Vergangenheit die Winzer die seit dem 18. Jh. angebauten Sylvaner-Reben durch andere ersetzt hatten, werden nun die letzten Jahre wieder neue gepflanzt. Und Albert Seltz hat die kontrollierte Ursprungsbezeichnung AOC für die Sylvaner-Weine in Mittelbergheim erkämpft.

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Rohmilch-Käse zum Dessert

Ein besonderer Käsegenuss boten uns zwei Fromagiers von der Ferme Malplaque bei Schirmeck mit ihren jungen und alten Rohmilchkäse von Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch in unterschiedlichen Reifestadien. Die Ferme liegt auf 700 Metern Höhe in den Vogesen in der Nähe von Schirmeck und bietet neben Käse auch Geflügel und köstliches Vollkornbrot.

Erfreulich für alle Slow Food Mitglieder der Region: Das Picknick 2014 wird von den Convivien Lörrach und Basel gemeinsam vorbereitet und wir dürfen uns wieder auf eine sicherlich besondere Veranstaltung freuen! Danke!

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Bilder von oben nach unten: Weingarten des Museums Frac Alsace, Lange Tafel im Garten, Menu Surprise, Rohmilchkäse zum Dessert, Museum Frac Alsace in Sélestat | Gisela Bautz, Madeleine Hager, Thomas Oberle

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