Oktober - Unser Apfel

Es war nicht nur nicht zu übersehen, man musste – besser durfte - es auch riechen: Äpfel hatten Einzug zu unserem Schneckentisch in der „Kochschule im Schellenberger Schloss“ gehalten.
Passend zum Startthema des Abends "Geschmacks- und Sortenvielfalt erleben - Unser Apfel", den beiden Abkommen zum „TTIP / CETA“. Passend, weil sich gerade am Thema Apfel sehr gut die Wichtigkeit und Lebensnotwendigkeit von Erhalt von Sortenvielfalt zeigen lässt, die durch diese Abkommen weiter bedroht sind.

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Waren um 1880 mehr als 20.000 Apfelzüchtungen weltweit in Kultur, davon allein in Preußen über 2.300 Sorten, gibt es heute noch ungefähr 4.500 Sorten. Wirtschaftlich bedeutend und im normalen Gartenhandel erhältlich sind derzeit nur noch etwa 30 bis 40 Sorten – Tendenz weiter sinkend. In den Auslagen der Supermärkte schrumpft das Angebot sogar auf fünf bis sechs globale Apfelsorten zusammen. Und neuerdings spricht man auch von Markenäpfeln, sogenannten Clubsorten, wie zum Beispiel Pink Lady, die nur in Lizenz verkauft werden dürfen.

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In Europa machen drei gängige Apfelsorten nahezu 70 % des Gesamtangebotes am Apfelfrucht-Markt aus: Golden Delicious, Jonagold, Red Delicious
An diesem Abend konnten wir 26 verschiedene Apfelsorten präsentieren und zur Verkostung anbieten: rote, gelbe, grüne, mit Bäckchen oder ohne, große und kleine, süße und saure Äpfel. Das Wichtigste dabei: Es waren vor allem alte Apfelsorten. Äpfel von Streuobstwiesen, von engagierten Erhaltungszüchtern. Aus der Pfalz, aus Hessen und der bayrischen Rhön.

Weitere Informationen zum Thema Apfel:

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Die 30 Teilnehmer der Verkostung konnten so feststellen, welche Vielfalt es nicht nur im Aussehen, sondern vor allem an Geschmack und Aroma bei Äpfeln gibt. Für viele eine Überraschung und neue Erfahrung. Am Ende aber konnte jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer persönliche Lieblingsäpfel finden und sogar einige mit nach Hause nehmen.
Leider gibt es die Wenigsten der präsentierten Äpfel im Handel – wenn man in „Apfelgebieten“ unterwegs ist, sollte man Ausschau halten nach Streuobstwiesen und bei regionalen „Apfelbauern“ nachfragen. Das Interesse an dem Erhalt dieser alten Sorten steigt, was man den vielen Streuobstwiesen-Aktivitäten/-Initiativen sieht.
Unsere "Slow Food"-Bewegung, die einen bewussteren Umgang mit Natur und Nahrungsmitteln fordert, unterstützt an vielen Orten die sich gründenden Bewegungen für den Erhalt von Streuobstwiesen, die manche dieser alten und vergessenen Apfelsorten wieder auf die Märkte zurück bringen will und wird. So finden sich natürlich viele alte Apfelsorten mittlerweile auch in unserer „Arche des Geschmacks“.

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Abgerundet wurde der Abend durch „Fingerfood“ passend zum Thema – neben „Bio-Leberwurst-Schnittchen“ gab es ein „Quitten-Risotto mit gebratener Bio-Blutwurst“. Zum Abschluss überraschte uns das Team der „Kochschule im Schloss Schellenberg“ noch mit einem „Kaiserschmarren mit Apfelragout“.

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Bericht: Karla Knoche-Weniger/Manfred Weniger

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