29.08.2010: Lebensmittel aus der Apotheke
Lebensmittel aus der Apotheke
Der 28. Juni, ein Montagabend, sommerliche Hitze, kühle Räume und kühle Getränke sind begehrt. Ein Degustationsmenü mit fünf kleinen Gängen wird dann nicht jedem gleich nahe liegen, aber: Wir sprechen über eine Veranstaltung bei Slow Food.
Bei näherem Hinsehen gibt es dann doch einige Verbindungen: Ungewohnte Hitze kann den Kreislauf oder auch den Magen belasten. Schön, wenn es natürliche, bewährte Mittel gibt, die uns zusammen mit ausgewogener Ernährung helfen, solche Belastungen leichter zu ertragen. Damit sind wir beim Thema: Lebensmittel aus der Apotheke. Viele Kräuter und Gewürze, die wir heute selbstverständlich einsetzen, waren früher allein in Apotheken erhältlich oder wurden von Kundigen gesammelt, nicht wegen ihres Genusswertes, sondern wegen ihrer gesundheitlichen Wirkungen. Manche „bittere Medizin“ hat ihre Wirkung nach wie vor, wird aber heute eher als „raffinierte Geschmacksnote“ verstanden.
Heinz Kubitza (Ess-Lust-Catering in Münster) bereitete für uns in seinen Räumen fünf Gänge zu, bei denen es jeweils eine oder mehrere Zutaten gab, die mehr oder weniger für gesundheitliche Wirkungen bekannt sind. Über diese Wirkungen bei einigen der Zutaten informierte uns bei den Gängen Apothekerin Angelika Plassmann (Hohenzollern-Apotheke, Münster). Sie spannte den weiten Bogen von der heutigen Sicht auf gesundheitliche Aspekte bis zu historischen Quellen, wie etwa den Schriften der Hildegard von Bingen, bei diesem Thema eine fast unerschöpfliche Quelle. Der Reiz der alten Texte liegt oft darin, dass wie selbstverständlich auch heute noch gültige „Gesundheitstips“ verbunden sind mit Rezepturen, von denen wir heute nicht mehr ahnen können, wie leicht sie früher wohl zu befolgen sein mochten. („Füge etwas Ochsengalle hinzu…“)
Den Auftakt bildete eine Möhren-Ingwersuppe mit Chili und Koriandergrün. Zum heißen Wetter passte hier sicher auch die leichte Schärfe von Ingwer und Chili.
Es folgte ein Stück Hähnchen, geschmort in Pastis und begleitet von getrüffeltem Kartoffelpüree. Der Anisgehalt des Pastis ist hier die Verbindung zur Apotheke. Die Spirituose bildete mit der Schmorflüssigkeit eine „kurze“, d.h. leichte Sauce.
Im nächsten Gang war Salbei zu besprechen, denn es gab eine Saltimbocca mit Spaghetti. Dieser Klassiker der italienischen Küche aus der Region Latium (bei Rom) hat ursprünglich eine Gemüsebeilage und eine Sauce mit Marsala-Wein, doch gibt es unzählige Varianten , so auch hier, eben mit Spaghetti und einer eher „sehr kurzen“ Sauce mit Weißwein.
Lammfleisch als Roulade auf einem Rosmarinspieß, dazu geschmorter Fenchel führte uns in die Geschmackswelt Südfrankreichs.
Zum Schluss gab es sehr passend zu einem umfangreichen Mahl am heißen Sommerabend eine köstliche Erfrischung: Soupe de Fraise: frische Erdbeeren, in einem Likör von Weinbergpfirsich mariniert und in einem eiskalten Sekt als Süppchen serviert. Wo bleibt die Apotheke? Richtig: Erdbeeren vertragen sich sehr gut mit Minzeblättern. So erfuhren wir noch einiges über die gesundheitlichen Aspekte der vielen Vertreter dieser Gattung.
Conviviumsleiter Manfred Wöstmann dankte den Akteuren Angelika Plassmann und Heinz Kubitza für den gelungenen Abend, bei mittlerweile sehr angenehmen Temperaturen saßen einige noch eine ganze Weile bei einem Glas Wein und guten Gesprächen.
(Wolfgang Hack)