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Artikel in der Müritz- Zeitung vom 24.April 2006

1. Tafelrunde war ein toller Erfolg!
Genießer gründen regionale Tafelrunde 
 

SLOW FOOD Genießen mit Verstand: Im Ludorfer Gutshaus trafen sich die Mitglieder des Conviviums Müritz, um sich regionale Produkte munden zu lassen.

VON PETRA KONERMANN  

 

LUDORF. Hamburger, Pommes und Ketchup - von diesen „Errungenschaften" der modernen Esskultur ist die Ludorfer Tafelrunde genauso weit entfernt wie die Erde vom Mars: Im gleichen Raum schwebend, liegen zwischen beiden Polen geschmackliche Welten. Denn bei den so genannten Convivien von Slow Food Deutschland e. V. steht das Genießen regionaler Produkte im Mittelpunkt - langsam und mit geschärften Sinnen.

Geboren wurde Slow Food samt seinen mittlerweile weltweiten regionalen Tafelrunden in Italien. Dort, im Land von Pasta, Wein und Pizza, suchten Menschen eine Antwort auf die rasante Ausbreitung von Fast Food und des damit einhergehenden Verlustes der, Esskultur und Geschmacksvielfalt. Mittlerweile hat Slow Food rund 80 000 Mitglieder in 90 Ländern auf allen Kontinenten. Insgesamt gibt es 740 Convivien - so werden die Tafelrunden genannt, in denen in lokalen Gruppen die regionale Esskultur gepflegt und bewahrt wird.

Jüngstes Mitglied in der Convivium-Familie ist das an der Müritz, das seine Gründung jetzt gefeiert hat. Mit einem besonderen Mahl, versteht sich. Vorgestellt wurde den insgesamt 60 Speisenden im Schlosshotel Gutshaus Ludorf bei einem Fünf-Gänge-Menü am Freitagabend die Kleine Maräne, ein exzellenter Speisefisch aus der Müritz, die Topinambur-Knolle, Bio-Rind aus Zempow und das Mecklenburger Raps-Eis.

Dabei haben sich gerade die Müritzer schon vor Gründung des regionalen Conviviums um die Rückbesinnung auf Einheimisches verdient gemacht: Mit dem Ma(h)lRegional, das seit Jahren in verschiedenen gastronomischen Einrichtungen Produkten der Region eine '"Bühne gibt (Nordkurier berichtete). Die Gründung eines Conviviums an der Mecklenburgern Seenplatte bezeichnet der Inhaber des Gutshauses Ludorf und Vorsitzender des Conviviums Müritz, Manfred Achtenhagen , als „Missing Link", das bislang fehlende Verbindungsglied zu einer weltweiten Bewegung. Denn genauso wie das Ma(h)lRegional im kleineren Rahmen will Slow Food rund um den Globus eine verantwortungsbewusste Landwirtschaft, eine artgerechte Viehzucht, traditionelles Lebensmittelhandwerk sowie die regionale Geschmacksvielfalt fördern. Ein Anliegen, für das sich offenbar auch in der Müritz-Region viele begeistern können: Erzeuger, Gastronomen, Privatleute. Und natürlich saß auch der mit am Conviviums-Tisch, der die Idee zum Ma(h)l Regional hatte und mitgeholfen hat, die derzeit im Bau befindlichen  Land Werkstätten an der Bollewicker Scheune mit aus der Taufe zu heben: Bertold Meyer, der gemeinsam mit Horst Forytta aus Marihn Stellvertreter des Conviviums-Leiters sind. Das Interesse an der Tafelrunde von Slow Food und Ma(h)l Regional war so groß, dass nicht jeder Genießer mit einem Platz am Tisch bedacht werden konnte. Doch keine Bange: „In regelmäßigen Abständen wird das neue Slow-Food-Convivium zu Tafelrunden mit hochwertigen Produkten regionaler Erzeuger einladen", gab Achtenhagen einen Ausblick. Bei der Arbeit des Müritz-Conviviums sollen vor allem auch Kinder mitbedacht werden, betonte er. Denn wer sage zum Beispiel, dass Schulspeisung nicht schmecken müsste, nannte er einen Überlegungsansatz. Geplant seien Kochkurse für Kinder, bei denen sie nicht nur neue Geschmackserfahrungen sammeln, sondern auch die Bedeutung regionaler Produkte kennen lernen sollen. Die Slow-Food-Premiere jedenfalls ist vollauf gelungen. „Es war ein fantastischer Abend mit einem tollen Mahl", resümierte Achtenhagen.  www.slowfood.de  

Geruhsam und sinnlich

Bei Slow Food geht es darum, das Geruhsame und Sinnliche gegen die universelle Bedrohung durch das „Fast Life" zu verteidigen. Gegen diejenigen -sie sind noch die schweigende Mehrheit -, die die Effizienz mit Hektik verwechseln, setzt Slow Food den Bazillus des Genusses und der Gemütlichkeit, was sich in einer geruhsamen und ausgedehnten Lebensfreude manifestiert.

„Slow Food ist eine Idee, die viele befähigte Anhänger braucht, damit aus der (langsamen) Regung eine weltweite Bewegung wird, deren Symbol eine kleine Schnecke ist", heißt es in dem Pariser Gründungsdokument von Slow Food International im Jahr 1989. Die Entstehung verdankt Slow Food Mitte der 80-er Jahre einer heftige Auseinandersetzung, um den Plan einer Fast-Food-Kette, ausgerechnet in der Altstadt von Rom ein Hamburger-Restaurant zu errichten. Journalisten taten sich zusammen, bauten 1986 auf der Piazza di Spagna eine lange Tafel auf und servierten dort Speisen nach italienischer Tradition. Slow Food ist heute weltweit mit rund 70 000 Mitgliedern aktiv. Geprägt wird die Bewegung auch durch die Stiftung für Biodiversität, für die jedes Mitglied fünf Euro pro Jahr zahlt. Sie kämpft weltweit für den Erhalt der Vielfalt bei Nutzpflanzen und -tieren und fördert die Produzentengemeinschaften, die dafür eintreten. Die „Basisgruppen" von Slow Food sind die „Convivien11, die regionalen Gruppen. Sie organisieren ihre Veranstaltungen selbst. 

Es sind weitere Convivien mit einheimischen Produkten geplant.

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