Rückblick Nordhessen geschmackvoll 2015
Zum elften Mal fand am 11. Oktober 2015 Nordhessen geschmackvoll! in Melsungen statt. Das kühle, aber sonnige Wetter lockte wieder ca. 20.000 Gäste in die Melsunger Innenstadt. Der Regionalmarkt wurde von Slow Food-Mitgliedern aus der Taufe gehoben und wird bis heute von nahezu der gleichen Gruppe Ehrenamtlicher vorbereitet und durchgeführt. Dieses ehrenamtliche Engagement und Fördergelder ermöglichen es, von den Standbetreibern niedrige Standgebühren zu nehmen und Menschen unentgeltlich einen Platz zu bieten, die sich ernährungspolitisch in unserem Sinne engagieren. In diesem Jahr boten wir dem zarten Pflänzchen „Solidarische Landwirtschaft“ Gelegenheit, sich weiter in Nordhessen bekannt zu machen. Die drei anwesenden Betriebe gehen eine enge Bindung mit ihren Kunden ein: Zu Beginn der Saison wird gemeinsam vereinbart, was angebaut werden soll und welchen Preis die Bauern dafür erhalten müssen, um neben den Unkosten auch einen fairen Lohn zu erwirtschaften. Daraus errechnet sich der Beitrag, den die Mitglieder zahlen müssen für ihre Kiste mit frischen Nahrungsmitteln, die sie wöchentlich von „ihrem“ Bauern erhalten. Gemeinsame Arbeitseinsätze, Kartoffelfeuer und Erntefest gehören dazu. Enger kann die Bindung von Erzeuger zu Verbraucher kaum sein! Genau diese enge Bindung von Produzent und „Ko-Produzent“, wie wir den Esser bei Slow Food gerne nennen, finden wir sehr unterstützenswert. Und aus genau dieser Philosophie ist auch der Markt in Melsungen geboren, mit dem wir den direkten Kontakt von Lebensmittelhandwerker und genießendem Kunden fördern möchten. In einer von Godehart Hannig moderierten Gesprächsrunde hatten die drei Betriebe Gelegenheit, ihre Ideen und Erfahrungen den interessierten Zuhörern vorzustellen.
Die aktuelle Situation der Milchbauern war ebenfalls Thema auf der Bühne von „Nordhessen geschmackvoll“ in Melsungen. Vor zahlreichen Zuhörern erläuterte Josef Jacobi, Biobauer und Aufsichtsratsvorsitzender der Upländer Bauernmolkerei, wie dramatisch die wirtschaftliche Situation für konventionelle Milchviehbetriebe derzeit ist. Viele sind in ihrer Existenz bedroht, darunter insbesondere auch Wachstumsbetriebe, die in größere Ställe investiert haben und nun einen deutlich niedrigeren Milchpreis bekommen als geplant. „Eine Erhöhung der Exporte und die Einlagerung von Butter und Milchpulver können nicht die Lösung sein, sondern vernünftige Maßnahmen zur Reduzierung der Menge“, so Josef Jacobi im Interview mit Godehart Hannig auf der Festivalbühne.
Für Kinder gab es auch diesmal die Gelegenheit, sich als Lebensmittelproduzent auszuprobieren: Apfelsaft pressen, Brötchen backen und Frischkäse zubereiten stand auf dem Programm im Kinderzelt.
Am zentralen Infostand konnten interessierte Obstbaumbesitzer ihre Äpfel und Birnen von der Pomologin Lissy Mihaly aus Kaufungen bestimmen lassen. Bei hier herrschte den ganzen Tag über reger Andrang.