Käse alles Käse
Käse alles Käse.....
oder: Von Italien in die Schweiz und zurück.
Was machten 33 erwachsene Personen am 13.4.07 im humanistischen Kindergarten in Mögeldorf? Na klar: Sie spielten mit Bauklötzchen! Dass diese Klötzchen allerdings aus Käse waren und sich in unseren Mägen zu kleinen Türmen stapelten, soll hier nicht verschwiegen werden.
Unsere beiden Slow Food Mitglieder Ulrike Langer (Fromager-affineur), Inhaberin von Feinkost Langer und Günther Scholz (Fiasco Classico), bildeten das Moderatoren-Duo auf unserer Reise über die Alpen. Insgesamt 20 (!) Käsesorten aus Italien und der Schweiz und acht passend dazu ausgewählte Weine wollten verkostet und begutachtet werden. Eine – auch körperlich – anspruchsvolle Herausforderung. Am Ende des Abends fühlte sich der Verfasser dieser Zeilen nicht mehr „Slow Food“ sondern „Slow Fat“ zugehörig...
Auch an diesem Abend konnten wir wieder feststellen, wie spannend die Kombination Essen und Trinken ist. Da wurden die unterschiedlichsten Käse-Wein-Variationen ausprobiert und für gut oder weniger gut befunden. Stets auf's Neue interessant ist das Erleben geschmacklicher Veränderungen im Zusammenspiel der Aromen.
Ulrike Langer fuhr eine breite Palette diverser Käsesorten auf und würzte diese mit wissenswerten Informationen und Geschichten um und über Käse. Es ist immer wieder verblüffend, was aus Milch alles gemacht werden kann:
Da schwelgten wir in der üppigen Cremigkeit einer Burrata (Mozzarella mit „integrierter“ Sahne), nahmen würzige und kräftige Bergkäse in unser Sinnesrepertoire auf und erfreuten uns am kräftig gelben Anblick eines mit Safran versetzten „Piacentinu Ennese“. Eine „Schwarze Vreni“ machte es sich auf unseren Tellern bequem, um später von mit blauen Schimmeläderchen durchzogenem „Gorgonzola“ und „Blue Mauri“ verdrängt zu werden.
Auch ein in Bierfässern gelagerter „Ambra Rossa“ war dabei und mit dem Robiola Mondovi aus der Provinz Cuneo ein echter Passagier aus der Slow Food „Arche des Geschmacks“ (einem Projekt zum Schutz von aussterbenden Lebensmitteln und Produkten). So vielfältig und unterschiedlich die Käsesorten waren, so abwechslungsreich waren auch die von Günther Scholz vorgestellten und erläuterten (italienischen) Weine.
Gerne erinnern wir uns an den herrlich erfrischenden Pinot Grigio „Blush“ (Sartori - Venetien), der etwas länger als sonst auf der Maische liegt und deshalb wie ein Rosé aussieht obwohl es ein Weißwein ist. Ein Wein passend zum Einstieg und auch dem sonnig-warmen Abend draußen vor der Tür gerecht werdend. Wir tranken uns quer durch Italien: Von Apulien über Molise ins Friaul. Das Piemont und Sizilien durften natürlich auch nicht fehlen. Schon bald war ein reges Diskutieren und Schwätzen an allen Tischen zu hören – ganz wie im Kindergarten.
Wir probierten Weine aus autochtonen Rebsorten und in ungewohnlichen Zusammensetzungen aber auch solche mit einem „internationalen Anteil“ (z.B. Chardonnay oder Syrah) – alles stets im Mund mit den unterschiedlichen Käsen vereint und variiert. Ein Süßwein durfte natürlich auch nicht fehlen: Der rote „Casotto del Merlo“, ein Recioto della Valpolicella Classsico von Campagnola, machte durchaus eine gute Figur zu den Blauschimmelkäsen.
Auch die Diskussion „passt nun Weißwein oder Rotwein besser zu Käse?“ wurde immer wieder geführt. Unser Tisch fühlte sich an diesem Abend dabei eher der Weißweinfraktion zugehörig.
Zum krönenden Abschluss des Abends öffnete Frau Langer dann noch ihren wunderbaren Reifekeller! In kleinen Grüppchen marschierten wir in das unterirdische Sandsteingewölbe, wo all die Köstlichkeiten lagern und teilweise von ihr verfeinert (affiniert) werden. Neben dem Käse wartete dort auch noch ein „Erste Hilfe Set“ in Form von einer Flasche Grappa auf uns und jeder der wollte, durfte sich ein Gläschen davon genehmigen. Angesichts unserer etwas größer gewordenen Bäuche ein Angebot, das kaum jemand ausschlug. Da wurden sozusagen unsere persönlichen Käselaibe innerlich mit Alkohol abgewaschen und verfeinert.
Vielen Dank an Frau Langer und Herrn Scholz für diesen sehr abwechslungsreichen Abend und ihr dargebotenes Duett. Der Dank geht aber auch an die fleißigen Helfer im Hintergrund, Roswitha und Markus Wassermann, welche unsere „Bauklötzchen“ in die passende Form brachten und in der Küche (und drumherum) eifrig zu Gange waren.
Fazit: Auch als Erwachsener kann man sich im Kindergarten noch immer sehr wohl fühlen!
peter schubert