Rückblick Mittelfrankenwinzer (03/08)
Von flüssigem Stahl im Glas und trinkbarer S-Klasse...
...oder: Warum Weinbau in Mittelfranken nicht Mittelmaß bedeuten muss!
Am 8.3.08 konnten wir uns in den schönen Räumlichkeiten der Osteria-Enoteca „La Vineria“ (Fördermitglied Slow Food Nürnberg) davon überzeugen, dass mittlerweile auch in Mittelfranken der Weinbau große qualitative Fortschritte gemacht hat.
Bernd Hofmann vom Weingut Hofmann in Ipsheim (Fördermitglied Slow Food Nürnberg) so wie Christian Stahl vom Winzerhof Stahl in Auernhofen (Fördermitglied Slow Food Mainfranken-Hohenlohe) stellten uns in einer nachmittäglichen Verkostung einige Beispiele ihrer verschiedenen Weinlinien vor. Die beiden jungen, ambitionierten und sympathischen Winzer harmonierten dabei prächtig und man sah (und schmeckte), dass sie sowohl menschlich als auch fachlich auf einer Wellenlänge liegen.
Bernd Hofmann und Christian Stahl präsentierten dazu parallel jeweils einen Wein aus ihrem Sortiment, so dass sich gute Vergleichsmöglichkeiten ergaben und die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten sensorisch leichter erfassen ließen.
Wie bei Weinverkostungen üblich, tranken wir uns von „leicht und fruchtig“ nach „füllig und tief“. Dies drücken die beiden Winzer auch sehr gut in ihren Weinlinien aus:
Aus Platzgründen verzichte ich auf die Vorstellung der einzelnen Weine und kann nur wärmstens empfehlen, die beiden (auch optisch ansprechenden) Weingüter zu besuchen und dort selbst zu probieren. Es lohnt sich! Verkostet wurden an diesem Nachmittag natürlich die klassische fränkische Sorte Silvaner, aber auch Riesling, Müller-Thurgau, Weißburgunder so wie Rotweincuvées.
Ebenfalls eine überraschende Erfahrung war die „Rotwein Cuvée F“ von Hofmann aus 80 % Spätburgunder und 20 % Domina (glücklicherweise nicht im Barrique sondern im großen Holzfass ausgebaut). Ein ungekünstelter, schön trinkiger und doch mit gewisser Tiefe versehener Wein aus einer Gegend, der man Rotwein eigentlich nicht unbedingt zutraut.
Was für beide Winzer spricht, ist ihre unverkennbare, individuelle Handschrift. Es war stets feststellbar, von welchem Winzer sich der jeweilige Wein im Glas befand. Und auch wenn der teilweise arg strapazierte Begriff des „Terroirs“ jetzt erneut herhalten muss: Man konnte auch dieses schmecken. Die mittelfränkischen Weine zeigen hier doch gewisse Unterschiede zu unterfränkischen Vertretern und bescheren ihnen einen eigenständigen Charakter.
Auf die Frage, welche Auswirkungen das Verhältnis Säure und Zuckergehalt evt. auf die Wertigkeit eines Weines habe, bendete Christian Stahl seine Ausführungen dazu mit der Bemerkung: „...aber Sie suchen sich eine Frau ja auch nicht nach dem Röntgenbild aus...“