Schneckenwanderung zum Stollberg 08 10
Ich saz ûf eime steine...
...und Schnecken lieben Weine.
Sonntag, 22.8., ein für August 2010 ungewöhnlich schöner, sonniger Tag. Natürlich hatte Gerhard Tremel das Wetter entsprechend geplant und so konnte man den achtzehn versammelten Wanderschnecken bereits auf dem Parkplatz in Ebrach die Vorfreude ansehen.
Vorbei an kleinen Weihern, netten Bachläufen und durch schattigen Wald, begaben wir uns Richtung Handthal, um dort unseren Zielpunkt, den Stollberg (476 m) zu erreichen. Letzterer gilt als Deutschlands höchster Weinberg, auf dem die Stollburg (heute eine Ruine) thront (doch dazu später etwas mehr). Einen kleinen Einblick zur Wanderroute bekommen Sie auf der Seite von „br-online“.
Gemütlich und gesellig machten wir uns auf den Weg, genossen Luft und Natur und führten angeregte Gespräche. Grandios dann der Blick aus dem Wald kommend. Die herrliche Umgebung von Handthal lag vor uns und die steilen Weinberge glänzten im Sommerlicht. Das letzte Stück in der Sonne kamen wir dann fast ein wenig ins Schwitzen und uns dürstete beim Anblick der nahenden Reben...
Aber eine gute Fee (oder Weingott Bacchus?) muss unsere Gedanken gelesen haben, denn als wir zur Ortsmitte nach Handthal kamen, war auf dem dortigen Rastplatz unter den Bäumen ein Tisch weiß eingedeckt und edle Gläser mit prickelndem fränkischen Frizzante gefüllt. Nein, wir halluzinierten nicht: Die Tremels hatten diese tolle Überraschung geplant und Monika war die ausführende Fee! Vielen Dank nochmals an dieser Stelle von uns allen !!
So schön die Rast auch war, der Stollberg lag ja noch vor uns! Schweren Herzens aber durch das „Doping“ mit leichten Beinen, bezwangen wir locker die paar Höhenmeter und wurden oben mit einem fantastischen Ausblick belohnt. Danach bezwangen wir die allerletzte Anhöhe im Wald und begaben uns zur Ruine der Stollburg. Diese einst stolze Bastion gilt als möglicher Geburtsort des wohl berühmtesten Minnesängers: Walther von der Vogelweide.
Und welche Überraschung: Walther „saz ûf eime steine“ und rezitierte im Halbrund der Ruine ein paar Reime (des besseren Verständnisses wegen aber in moderner Übersetzung).
Ja, nicht nur der leibliche Genuss steht bei uns im Vordergrund auch die geistige Nahrung gehört zu Slow Food Nürnberg. Mit dem in seiner Aussage auch heute noch gültigen Gedicht: „Er hât nicht wol getrunken, der sich übertrinket“ begaben wir uns - von Walther sozusagen ermahnt - wieder bergab, um uns also nur maßvoll zu betrinken und dabei das Mittagessen einzunehmen...
Im Brunnenhof waren Plätze für uns reserviert. Dieses Lokal ist Slow Food Fördermitglied und bietet, wie einige von uns bereits öfters erfahren durften, eine gute Küche. Leider wurde das Haus aber an diesem Tage von einem derart extremen Besucheransturm überrollt (und hatte auch noch drei kurzfristige Ausfälle beim Personal zu verkraften), so dass nicht alles ganz reibungslos verlief. Dies tat unserer Stimmung aber keinen Abbruch, das Essen war für diese zu überwindenden Hürden trotzdem gut und die Wartezeiten wurden durch nette Gespräche in geselliger Runde überbrückt. Solche Tage kann es halt einfach mal geben und unser Respekt gebührt trotz allem den MitarbeiterInnen des Brunnenhofes.
Gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Parkplatz und unsere zwischendurch verloren gegangene Wanderschnecke kroch glücklicherweise später auch wieder ins gemeinsame Schneckenhaus zurück...
Den späten Nachmittag ließen wir dann alle noch mit Kaffee und gutem Kuchen oder bei einem süffigen Mönchsambacher vom Faß und zünftiger Brotzeit im gemütlichen Hof der Brauerei Zehender ausklingen. Was für ein schöner Tag! Vielen Dank dem Organisator Gerhard Tremel und seiner Frau Moni.
Das Schlusswort gebührt Walther v.d. Vogelweide:
Ich trunke gerne dâ man bî der mâze schenket
Wo man mit Maßen schenkt, da trink ich gern,
Wo sich Maßlosigkeit vom Tisch hält fern,
Die Leib und Gut und Ehr verringert Knecht und Herrn.
Der Seele schad es auch, hört ich die Weisen sagen,
Das möge keinem Gast von seinem Wirt geschehn.
Trinkt reichlich er und bleibt beim rechten Maße stehn,
Mag Seligkeit und Glück und Ehr ihm draus behagen.
Drum ward uns ja das Maß gegeben und geprägt,
Daß man's gleichmäßig meß und trage – das erwägt!
Wohl dem, der's grade mißt, und der es grade trägt.
Bilder: M. Tremel und F. Hähnel, Text: peter - v.d. vogelweide - schubert
...Tischlein deck dich - Wenn Märchen wahr werden!