Stammtisch November 2006
Schneckenstammtisch am 7.11.2006 im Gasthaus Bammes
Soulfood - Futter für die Seele
Dass die Slow Food Schnecken "essen" nicht als reine Nahrungsaufnahme ansehen, braucht nicht extra betont zu werden. Deshalb war es für die zahlreich erschienen Mitglieder und Gäste äußerst spannend, die Ansicht einer Transaktionsanalytikerin zu diesem Thema zu hören. Frau Ulrike Steiner vom Institut Cumtakt in Nürnberg brachte uns mit ihrem Vortrag dazu, die Nahrungsaufnahme einmal aus der Sicht von Psychoanalytikern wie Freud und E. Berne zu betrachten.
Einleitend erklärte sie uns, dass der Mensch, selbst wenn er alles hat, immer ein Suchender nach neuen Inhalten bleibt. Er kann in keiner sinnentleerten Welt leben und sucht stets nach "Gehaltvollem". Deshalb ist der Essgenuss nicht nur ein physiologisches sondern auch ein psychologisches Grundbedürfnis
Essen ist nach Freud die Befriedigung dreier Grundbedürfnisse, nämlich des voyeuristischen Bedürfnisses, des Machtbedürfnisses und des "kannibalischen" also einverleibenden Bedürfnisses. Der Blick auf die Speisen erzeugt bereits eine gewisse Befriedigung bei demjenigen, der sie essen darf und auch bei demjenigen der sie präsentiert. Dazu kommt das Machtbedürfnis, das auch mit "machen, vermögen", also die Fähigkeit des "Tuns" zusammenhängt. Es gibt dem Menschen Befriedigung, Speisen zuzubereiten, den Tisch zu gestalten, genussvoll mit Freunden zu essen. Als letzter Punkt folgt das kannibalische Bedürfnis, das "Habenwollen", also das "Zusichnehmen" der Speise.
E. Berne definiert die Grundbedürfnisse indem er von den drei Hungerarten spricht:
- dem Hunger aus dem Bedürfnis nach Zeitstruktur z. B in Form von Ritualen, die beim Essen eine bedeutungsvolle Rolle spielen können,
- dem Hunger nach "strokes", was streicheln, wie auch schlagen bedeutet, also einfach nach einer sozialen Zuwendung und Anerkennung,
-dem Hunger nach sinnlicher Anregung. Dies bieten Speisen in Form und Farbe, Geschmack, Geruch, und Aussehen.
Zusammenfassend gesagt, Essen ist nicht nur eine Sache des Bauches, sondern auch der Sinne.
Dass sich beim Genuss jedoch sogar manchmal die rechten und linken Gehirnhälften im Wege stehen, hat uns Frau Steiner zum Abschluss ihres Vortrages noch amüsant anhand einer orientalischen Erzählung geschildert.
Die Slow Food Mitglieder können sich also sicher sein, dass sie auch aus psychoanalytischer Sicht auf dem richtigen Weg sind. (rh-t-rs)