Weinseminar I (01/07)
Weinseminar I
Wein interessiert und fasziniert:
Dass wir mit dem Beginn unserer „Weinserie“ die richtige Thematik treffen, zeigte die große Zahl von Anmeldungen. Das erste Seminar konnte deshalb gleich in zweifacher Ausführung stattfinden, nachdem uns Herr Kössler dankenswerterweise noch den Samstag als Zusatztermin zur Verfügung stellte.
Dass wir mit dem Beginn unserer „Weinserie“ die richtige Thematik treffen, zeigte die große Zahl von Anmeldungen. Das erste Seminar konnte deshalb gleich in zweifacher Ausführung stattfinden, nachdem uns Herr Kössler dankenswerterweise noch den Samstag als Zusatztermin zur Verfügung stellte.
Martin Kössler von der K&U Weinhalle, sicher einer der profiliertesten und engagiertesten Weinkenner und Weinhändler Deutschlands, erklärte uns über drei Stunden, warum Wein so schmeckt wie er schmeckt . In beredter, humorvoller und abwechslungsreicher Art und Weise – gewürzt mit der einen oder anderen provokanten These – zeigte „Profitrinker“ Kössler in Theorie und Praxis, was einen guten Wein ausmacht und welche geschmacklichen Kriterien uns helfen, einen ehrlichen, handwerklich gemachten Wein von industrieller Ware zu unterscheiden.
Es gibt wohl kein Getränk, das derart manipuliert wird wie Wein. Verbrauchertäuschung ist in der Weinindustrie praktisch der Normalfall. Da wird geschönt, gefärbt, entalkoholisiert, konzentriert, zerlegt und aufgesäuert. Da bestimmen Enzyme, allerlei Chemie, Aromahefen und vieles mehr, wie Wein schmecken soll. Wein wird zum Kunstprodukt und so designt, wie man ihn haben möchte. Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass all dies nicht auf der Flasche deklariert werden muss. Hier wäre dringend Handlungsbedarf geboten.
Um so wichtiger ist deshalb die intellektuelle Auseinandersetzung mit Wein, gemäß dem Motto: Nur wer mehr weiß, schmeckt mehr. Diese Grundfähigkeit, Qualitätskriterien zu erlernen, war Gegenstand des Seminars.
Wir begannen mit einem „trockenen“ (= leere Gläser) theoretischen Teil. Martin Kössler erklärte uns, durch was sich Wein eigentlich unmittelbar und mittelbar definiert. Anschaulich dargestellt durch Texte und Bilder erhielten wir zahlreiche interessante Informationen und bekamen vor Augen geführt, welche Kriterien einen qualitativ hochwertigen oder im Kössler'schen Sinne „langsamen Wein“ ausmachen.
Das beginnt naturgemäß im Weinberg. Stockdichte, Reberziehung, Gesundheitszustand der Trauben und „Terroir“ sind entscheidende Faktoren. Wir hörten, dass Rebsorten gleichen Namens durchaus gravierende Unterschiede haben können (alleine beim Spätburgunder/Pinot noir gibt es beispielsweise über 100 verschiedene Klone). Selbstverständlich ist die anschließende Art der Weinbereitung von weiterem Einfluss. Was nützt biodynamische Weinbergsarbeit, wenn diese im Keller keine Fortsetzung findet und die „Informationen der Traube“ nicht adäquat in den Wein übersetzt werden.
Nach einer Stunde hatte uns Herr Kössler so neugierig und den Mund wässrig (nein „weinig“) gemacht, dass wir kaum noch die für den praktischen Teil angekündigten Weinproben erwarten konnten. Gut eingestimmt und fundiert vorbereitet begannen wir dann mit der bewussten Verkostung von sechs Weißen, vier Roten und einem Süßwein.
Sehr spannende, überraschende, teilweise provozierende Vertreter ihrer Art ließen uns erschmecken, was hochwertigen Wein ausmacht, wie sich Qualität im Mund anfühlt und welchen Einfluss die Weinbereitung hat. Da spürten wir förmlich die Zusammensetzung des Weinberg-bodens auf der Zunge und sensationelles, samtiges Tannin kleidete unsere Gaumen aus. Schade, dass sich dieser Teil nur schwer in Worte fassen lässt. Deshalb sogleich das Fazit:
Ein abwechslungsreicher, informativer und ganz im Sinne des Slow Food Gedankens nach „bewusstem Genuss“ stehender Abend zeigte uns, was echte Weinqualität ausmacht. Derart geschult werden wir nun vermutlich ganz anders unseren Wein trinken (und uns mancher davon vielleicht gar nicht mehr schmecken?). Vielen Dank an Herrn Kössler für sein engagiertes und anschauliches Seminar. Wir freuen uns auf die Fortsetzung (und in der Zwischenzeit werden wir üben , üben , üben). In diesem Sinne: Zum Wohl!
peter schubert