Weinseminar II (03/07)
Im Wein liegt Wahrheit...
Nach dem zweiten Teil unserer Weinseminarreihe in der K&U Weinhalle müssen wir feststellen, dass in den Regalen von Supermärkten und Discountern wohl vergeblich danach zu suchen ist. Teilweise aufbauend auf das erste Seminar kamen erneut zahlreiche Teilnehmer, um sich unter fachkundiger Anleitung von Martin Kössler dem Thema „Industrie gegen Handwerk“ zu widmen.
Nur wer informiert ist und ein gewisses Basiswissen besitzt, der kann bewußt verkosten und genießen. Gemäß dieser Philosophie starteten wir deshalb auch an diesem Abend wieder mit einem detaillierten, theoretischen Teil. Wir erfuhren darin Wissenswertes zur Weinbergsarbeit, zu Weinbereitung und Kellertechnik, hörten von den verschiedensten „Schönungen“ bei der Weinherstellung (sowohl legale als auch illegale Methoden) und waren teilweise erschrocken, wie die großen Weinkonzerne (aber leider nicht nur diese) arbeiten.
Dass ein Wein für 1,99 € pro Flasche keine Qualität mitbringen kann, war uns allen vermutlich schon vorher klar – aber dass hier trotzdem noch große Gewinnspannen für die Konzerne bestehen, weil die Traubenproduzenten oft nur 4 Cent pro Liter (!) erhalten, das sorgte doch für einiges Erstaunen. Wenn von großen Handelsmarken (z.B. „Blanchet“) mehrere Millionen Flaschen pro Jahr verkauft werden, dann handelt es sich hier um ein ganz einträgliches Geschäft.
Bestürzend ist auch die „Vergewaltigung“ des Naturproduktes Traube im Laufe der Verarbeitung. Würden sämtliche manipulativen Verarbeitungsschritte, Veränderungen und künstlichen Zusätze auf den Flaschen deklariert, müsste manchmal ein extra Beipackzettel mitgeliefert werden; der Hinweis: „Bei Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ dürfte dann ebenfalls nicht fehlen. Dass minderwertiges Traubenmaterial nach extremer mechanischer und chemischer Bearbeitung im Endprodukt Wein nicht besser wird, konnten wir später am eigenen Leib erfahren.
Nachdem wir über grundsätzliche Verkostungstechniken informiert und für bestimmte Geschmackswahrnehmungen sensibilisiert waren, hatten wir das „Vergnügen“, uns von Weiß nach Rot durch neun verschiedene Weintypen durchzuprobieren. Die Preisspanne bewegte sich dabei von 1,49 € (2005 Merlot Vin de Pays von Aldi) bis 28,90 € (2004 Poeira, Douro Tinto von Jorge Moreira, Portugal).
Nach kurzer Zeit waren wir in der Lage, diverse manipulative Veränderungen zu erschmecken und einige der Weine bereiteten – gerade im direkten Vergleich zu einem handwerklich und sauber produzierten Wein – wahrlich kein Vergnügen. Aber nur wer eben diese direkten Vergleiche anstellt und das vorher erarbeitete Wissen verinnerlicht hat, der kann abschätzen, was echte Qualität ausmacht.
Wer alleine Discounter Cabernet Sauvignon kennt (der im Übrigen manchmal aus Zinfandel besteht) und dies für den ultimativen Weingeschmack hält, dem fehlen die wesentlichen Geschmackserfahrungen. Es geht diesen Konsumenten dann wie jenen Verbrauchern, welche der irrigen Meinung sind, dass überaromatisierter Industrie-Erdbeerjoghurt aus echten Erdbeeren bestehe und demnach alle (richtigen) Erdbeeren auch so schmecken müssten.
Nach dem überaus spannenden, viel Wissen vermittelnden Abend und einem Martin Kössler in Höchstform, wurde dem Verfasser dieses Artikels noch bewusster, dass sich „Slow Food“ in Zukunft verstärkt mit der Thematik Wein kritisch auseinandersetzen sollte.
Für uns alle gilt jedoch: Statt drei-vier (oder mehr) Flaschen Billigwein aus Weinfabriken kaufen Sie doch lieber eine Flasche handwerklich-ehrlich hergestellten Wein. Sie haben deutlich mehr davon und bewahren außerdem damit - ganz im Sinne von Slow Food - die Vielfalt von Geschmack und Weinkultur.
Liebe Weinfreunde,
nachfolgend eine Empfehlung des Conviviums Nürnberg zur Rettung der Mosel Steillagen.
Haben Sie Interesse an einer Patenschaft, dann setzen Sie sich bitte zuerst mit mir in Verbindung. (nuernberg@slowfood.de ) Wie bereits andere Convivien, so könnten
Mit freundlichen Grüßen
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