Und noch einmal bitte – Action!
3Sat besuchte am 30. September 2006 den Kinderkochklub von Slow Food Oldenburg. ‚Zeit’ ist das Thema der Magazinsendung VIVO am 28. Oktober, Zeit zum Reifen, Zeit zum Kochen, Essen und Genießen. Schon schnell stellte Reporter Gregor Steinbrenner fest: „Möhren im Supermarkt zu kaufen, geht schneller!“
„Jetzt zieht ihr alle eure Stiefel noch mal aus, hockt euch auf den Boden und wenn ich dann ‚Action’ rufe, zieht ihr sie wieder an. Okay? Und nicht in die Kamera gucken!“, ruft der Kameramann. „Also – Action!“ Und die Kinder des Kinderkochklubs von Slow Food Oldenburg ziehen, auf dem Boden sitzend, brav ihre Stiefel an.
„Halt!“, ruft der Kameramann, „das sieht ja aus, als hättet ihr die Stiefel für den Nikolaus aufgestellt. Ihr wollt aber doch auf das Möhrenfeld. Legt sie doch ein bisschen durcheinander hin.“ Gekicher, Stiefel fliegen kreuz und quer, Jacken hinterher.
Die Kamera läuft, Reporter Gregor Steinbrenner kommt ins Bild. „Hallo Herr Ruwisch. Was will denn Slow Food eigentlich?”
„Halt!“, ruft der Kameramann, „warum zieht ihr denn nicht eure Stiefel an?“ „Du hast ja gar nicht ‚Action’ gesagt“, kommt es keck von der Kinderschar zurück.
Aufnahmeleiterin Astrid Güldner schlägt vor, dass zwei Kinder doch noch sagen könnten, was es heute zu Essen gäbe. „Wer macht’s?“ fragt sie und schaut in die Runde. „Okay, ihr beide sagt es, wenn Gregor euch fragt.“ „Und Action!“
Stiefel an, Jacken an, Gregor kommt und fragt: „Und was kocht ihr heute?“ „Bratwürstchen vom Bunten Bentheimer Schwein“, überlegt langsam der kleine Adrian, „Kartoffelpüree von Hermanns Blaue ... und Linda und karamellisierte rote und weiße Möhren.“„Leider zu lange für die Aufnahme, sag doch einfach Bratwürstchen mit Kartoffelpüree und bunten Möhren. Und, Gregor, du verstellst den Blick auf die Kinder.“ „Noch einmal bitte. Und ... Action!“
Kritisch schauen Reporter, Kameramann, Tontechniker und Aufnahmeleiterin, umringt von der Kinderschar das Ergebnis der Aufnahme auf dem kleinen Bildschirm der Filmkamera an.
„Tut mir leid, wir müssen es noch mal machen. Da ist der Galgen im Bild“, erklärt Astrid Güldner den Kindern, „das ist das Stativ, an dem das Mikrofon befestigt ist.“ Also Stiefel aus, herumgeschleudert, Jacken hinterher, und Action!, Stiefel suchen, anziehen, Jacken suchen und anziehen.
„Ob das heute beim Kochen auch so geht?“, albern die 14 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren herum. „Wenn wir gerade Kartoffeln geschält haben? Und wenn wir sie runtergeschluckt haben?“ Sie kichern und prusten vor Lachen.Ein Fernsehteam von 3Sat wollte für ihre neues Magazin VIVO dem Kinderkochklub von Slow Food Oldenburg einmal über die Schultern schauen. Zeitungsreporter und Radioteams kennen die kochbegeisterten Kids schon. „Schon wieder einer“, heißt es oft lapidar. Gewitzt beantworten sie alle Fragen und kochen vergnügt weiter. Nun war zum ersten Mal das Fernsehen da, einen ganzen langen Drehtag für viereinhalb Minuten Sendezeit. Groß irritiert hat es sie, vor allem beim Kochen, nicht.Morgens um halb zehn kommen die jungen Köche auf dem Hof Stolle an. Dort sollen sie die benötigten Lebensmittel einkaufen, die Bunten Bentheimer Schweine ansehen und Möhren ernten. Und so ziehen sie mit Reporter Gregor Steinbrenner, der u.a. aus der Kindersendung des ZDF „1, 2 oder 3“ bekannt ist, zum Möhrenfeld, mit einem kleinen Umweg entlang der Sonnenblumen, weil es so schön aussieht.
Als das Fernsehteam dazukommt, hören sie den Kinderchor: „Eins, zwei, drei, vier ....zehn!“, und schon sprüht das Wasser aus zwei Schläuchen auf die sandigen Möhren. „Halt, das machen wir noch einmal!“, ruft der Kameramann, obwohl es überhaupt nicht im Drehplan steht. Und Gregor soll mitmachen. „Eins, zwei, drei ...“
Gregor macht allerdings einen Fehler, tut so, als wolle er die Kinder nass spritzen. Aber die Kinder vom KiKoKlub können auch Blödsinn machen und schon steht Gregor in nasser Hose da. Quietschfiedel werden die Möhren gewaschen, dann hört man auf dem Hof ein vielfältiges „Knack, knack“. Alle knabbern erntefrische rote, gelbe und weiße Möhren.
Alsdann geht’s zu den Bunten Bentheimer Schweinen. „Bitte noch einmal, die Schweine gucken gerade nicht richtig. Hat jemand noch eine Möhre? Und – Action!“
Um die Mittagszeit werden im Hofladen von Stolle noch Äpfel und Kartoffeln gekauft. Bei der letzten Aufnahme, drei Wiederholungen, die Kinder kommen aus dem Hofladen, Gregor sagt „Und jetzt gehen wir Kochen“, ist die Geduld der kleinen Protagonisten dann doch ziemlich am Ende.
Anders jedoch nachmittags um 14 Uhr beim Kochen. Zuerst stellt Astrid Güldner den Kindern noch einige Fragen. Ob das Kochen Spaß macht? Begeistertes Nicken. Ob sie auch mal mit den Eltern kochen? Leider nicht so oft. „Mittags bin ich noch in der Schule, da kocht Mama alleine. Aber am Wochenende und in den Ferien kochen wir schon mal zusammen.“ Ob es denn schöner ist, wenn alle gemeinsam am Tisch sitzen? „Ja, dann ist man nicht so alleine und kann was erzählen.“ Ob es denn im Kinderkochklub gut schmeckt? Ja, ja!! „Ich habe mal eine Tütensuppe gegessen, die schmeckte scheußlich“, gesteht Adrian leise. Ob wir jetzt anfangen sollen, zu kochen? „Jaaaa!“, ertönt es unisono von den kleinen Köchen. Auch Gregor zieht sich eine KiKoKlub-Schürze an und los geht’s an die Töpfe.
Nun muss der Kameramann seine Augen vorne und hinten haben. Überall wird geschält, geschnitten, geschnibbelt, gerührt und gekocht. „Ihr dürft auch mal probieren“, verspricht die sechsjährige Amrei den Leuten vom Fernsehen, während sie konzentriert die Kartoffeln umrührt. Lara und Rebekka hingegen rühren routiniert den Teig für den Nachtisch, Apfelringe im Teigmantel. Schließlich machen sie schon seit über vier Jahren beim Kinderkochklub mit. Nur ab und zu werfen sie einen kritischen Blick auf die Kamera.Und was ist mit „Noch einmal bitte“? Ganz selten. Laut Drehbuch soll jedoch noch die Frage gestellt werden, warum denn zwei verschiedene Kartoffelpürees gekocht werden. Astrid schlägt vor, die beiden Kinder sollen die Pürees würzen. Dann sollen alle abschmecken – natürlich mit dem Finger, machen wir doch zuhause auch so – Gregor soll Klaus die Frage stellen, Klaus antworten. „Und Action!“ Simon reibt die Muskatnuss ins Püree, Adrian gibt eine Prise Salz dazu.
Sechsmal muss die Szene wiederholt werden, bis alle zufrieden sind. Mal deckt Gregor mit seinem Kopf das Püree ab, mal stammelt Klaus und beim letzten Dreh versagt der Akku der Filmkamera. Nur gut, dass Simon und Adrian immer nur eine kleine Prise Salz und wenig Muskat in das blaue und gelbe Püree gerührt haben.
Während Erika Häcker, die als Mitbetreuerin des KiKoKlubs unermüdlich den Kindern hilft „leider sind zu viele Protagonisten in einem kurzen Beitrag verwirrend“, wird kameragerecht der Tisch schön eingedeckt, die bunten Teelichter angezündet und später natürlich gemeinsam gegessen.
Die Bratwürste werden sehr gelobt „Lecker! Toll!“, über den Geschmack der beiden Kartoffelpürees eifrig diskutiert „Also ich finde das blaue besser!“, „Nö, das gelbe schmeckt mir besser, irgendwie kartoffeliger“, die bunten Möhren mit einem „das koche ich mal mit Mama“ quittiert – sie sind zufrieden. Alle aber nehmen noch eine Autogrammkarte von Gregor mit nach Hause.
Wie lautet das Motto des Kinderkochklubs von Slow Food Oldenburg? Eine Kelle Spaß und einen Esslöffel Wissen! Das Fernsehteam von 3Sat hat gelernt, dass das Kochen den Kinderkochklubkindern riesigen Spaß macht. Und die jungen Protagonisten haben gelernt, dass Fernsehmachen verflixt viel Arbeit bedeutet.
Wie Bitte? Noch einmal? Na klar kochen wir wieder zusammen. Und Action!
Die Reportage als Video: www.3sat.de/vivo/99448/index.html
Ein Dank an den Hof Stolle, der für den Spaß zu haben war und seine Produkte sponserte.
Die sehr leckeren Bratwürstchen konnte der Hof Stolle nicht liefern, die Bunten Bentheimer müssen noch wachsen. Sie würden vom Slow Food-Förderer Huelzer & Oetken gestiftet.
Wilhelmshavener Straße 401
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