Nordwestdeutsche Schnecken am Atlantik: Comer em português!

Es mutete geheimnisvoll an: Da versammelten sich an einem außerordentlich frühen Aprilmorgen einige schlaftrunkene Gestalten auf einem Parkplatz in Georgsmarienhütte, verstauten zügig und wortkarg ihre Koffer und Taschen im Gepäckraum eines Kleinbusses und entschwanden in Richtung Köln.

con_os_b288-con_os_b288_3-f039.jpg

(Foto: Krustentierauswahl in der Markthalle von Setúbal)

Im Bus wurde kaum ein Wort gewechselt, bis der Kölner Flughafen in den Blick kam. So begann ein etwas anderer Ausflug des Conviviums Osnabrück.

con_os_b288-con_os_b288_3-f044.jpg

(Foto: Stadtführung in Setúbal mit CL Virginia Kristensen)

Das Ziel: Die Arrábida, ein Landstrich südlich von Lissabon und westlich von Setúbal. Hier steht die Wiege von Slow Food Portugal. Der Osnabrücker Convivienleiter Edgar Klinger unterhält seit rund zehn Jahren freundschaftliche Beziehungen zum dortigen Convivium und seiner Leiterin Virginia Kristensen. Damit war eine gute Basis dafür gelegt, dass ein Besuch von Mitgliedern des Osnabrücker Conviviums zu einem beeindruckenden kulinarischen und kulturellen Erlebnis werden konnte.

con_os_b288-con_os_b288_3-f064.jpg

(Foto: Auf den Höhen der Sierra Arrábida)

Für fünf Tage wurde die Hafenstadt Setúbal, malerisch an der Bucht des Sado und am Ostrand des Arrábida-Höhenzuges gelegen, zum Quartier der Genuss-Reisenden. Stadtrundgänge an den ersten beiden Tagen machten mit dem Lebensrhythmus der Stadt und ihren kulinarischen Genüssen vertraut: Pastellerias lockten überall mit süßen Verführungen zu einem kleinen Kaffee („bica“), mittags und abends wurden in den Straßen frische Sardinen über Holzkohlenglut gegrillt.

con_os_b288-con_os_b288_3-f110.jpg

(Foto: Geschmackserlebnis Wein & Käse aus Azeitão)

Die auch am Sonntag geöffnete Markthalle bot eine faszinierende Vielfalt an Fischen und sonstigem Meeresgetier, Obst und Gemüse aus der Region, Brot und Käse sowie deftigen Wurstwaren und Schinken. Kein Wunder, dass der Rundgang durch die Markthalle länger als veranschlagt dauerte: Slow Foodies wollen es eben genau wissen, wenn es ums Essen geht!

con_os_b288-con_os_b288_3-f185.jpg

(Foto: Quinta da Plansel, Montemor-o-Novo: Übergabe von Gastgeschenken an Inhaber Hansjörg Böhm nach einer gelungen Weingutbesichtigung samt Weinprobe)

Gelernt haben wir in diesen Tagen viel über die landestypischen Spezialitäten der Region: Es ging um die Herstellung des Queijo d’Azeitão, eines Schafskäses mit geschützter Herkunftsbezeichnung, um portugiesisches Brot, um den Moscatel de Setúbal, einen Dessertwein aus der Muskatellertraube mit beträchtlichem Suchtpotenzial, und um die Weine des Alentejo, über die wir umfassend von Hansjörg Böhm informiert wurden, der seit mehreren Jahrzehnten auf der Quinta da Plansel nahe Montemor-o-Novo alte autochthone Rebsorten (u.a. Verdelho, Antão Vaz, Trincadeira, Touriga Nacional, Aragonez) züchtet und daraus überzeugende Weine werden lässt.

 

con_os_b288-con_os_b288_3-f200.jpg

(Foto: Cuzido, das portugiesische Nationalgericht)

Ein weiterer Höhepunkt der Reise war ohne Zweifel ein von der Lissabonner Convivienleiterin Farida Bachtouti organisiertes Geschmackserlebnis „Olivenöle aus dem Alentejo“. Hier ging es nicht nur um die alten Olivensorten der Region, speziell die selten gewordene Galegas-Olive mit ihrem weichen Aroma, sondern auch um Fragen der Kultivierung von Olivenhainen, um die Pressung des Öles und seine Mischung und nicht zuletzt um die richtige Technik des Verkostens von Olivenölen. Drei Experten nahmen sich rund 3 Stunden Zeit, um auch die letzte Frage der Reisegruppe geduldig und ausführlich zu beantworten.

con_os_b288-con_os_b288_3-f202.jpg

(Foto: Cuzido, das portugiesische Nationalgericht II)

con_os_b288-con_os_b288_3-f203.jpg

 (Foto: So schmeckt der Alentejo: Spargelmousse mit Schweinefleisch und Orangen)

Dank der gründlichen Vorarbeit von Virginia Kristensen und Maria do Carmo vom Convivium Évora kamen auch die kulturellen Eindrücke nicht zu kurz. Besuche der Hafenstadt Sesimbra und der Universitätsstadt Évora sorgten für wohlige Anregung und Entspannung zugleich.

con_os_b288-con_os_b288_3-f251.jpg

(Foto: Weine und Vorspeisenauswahl aus Quinta do Anjo)

Ach ja, gegessen und getrunken haben wir uns natürlich ausgiebig durch das landestypische Angebot an Speisen und Weinen. Dank der Vorauswahl durch die Convivienleiterinnen vor Ort kamen für uns Gerichte auf die Tische, die von ausländischen Touristen mangels Kenntnissen eher selten bestellt werden, darunter das Nationalgericht Cuzido, allerlei Meeresgetier und traumhafte Desserts.

con_os_b288-con_os_b288_3-f258.jpg

(Foto: Weine und Vorspeisenauswahl aus Quinta do Anjo II)

Nach einer Woche konnte man, wiederum nachts, schlaftrunkene Gestalten auf jenem Parkplatz in Georgsmarienhütte antreffen, um viele Eindrücke reicher, aber mindestens so müde wie eine Woche zuvor.

 

con_os_b288-con_os_b288_3-f265.jpg

 (Foto: Süßes aus Azeitão: Tortas und Moscatel de Setúbal)

con_os_b288-con_os_b288_3-f331.jpg

 (Foto: Geschmackserlebnis Olivenöl mit Convivienleiterin Farida Bachtouti (CV Lissabon))

Obrigado, Virginia, Maria & Farida! Obrigado, Arrábida!
(Edgar Klinger)

Inhaltspezifische Aktionen