Genussradeln im Grenzgebiet am 17. + 18. September 2022
Genussradeln im Grenzgebiet Bayern – Westböhmen
Bei Sonne kann das ja jeder!
Am Wochenende 17./18. September starteten trotz schlechtester Wetterprognosen 11 Radler*innen in Waldmünchen, um für zwei Tage das Grenzgebiet zwischen Oberpfälzer Wald und Westböhmen, seine landschaftliche Schönheit und erste mutige Ansätze von guten, sauberen und fair produzierten Lebensmittel zu erkunden.
Am Samstag radelten wir am Perlsee vorbei nach Untergrafenried, wo wir die Grenze erreichten. Auf tschechischer Seite liegt eines der vielen, nach dem zweiten Weltkrieg zerstörten Dörfer. Seit der Grenzöffnung wird das Dorf Lucina wieder ausgegraben und ist als Dokument der Zeit zu besichtigen.
Unser nächstes Ziel war ein Ziegenhof im kleinen Dorf Sezemin. Dort begrüßten uns Helena und Adam Brezovsky mit heißem Tee und gegrilltem Ziegenkäse. Nach der Besichtigung der Weiden und der Milchkammer ging es weiter zum langsam verfallenden Schloss in Pobezovice (Ronsperg). Carsten Lenk und Katka Brejchova erzählten uns die Familiengeschichte der ehemaligen Schlossbesitzer. Graf Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, Gründer der Paneuropa-Union, lebte als Jugendlicher auf dem Schloss.
Am späten Nachmittag erreichten wir Drazenov, wo Statek Rolnicka seit erst vier
Jahren einen Bio-Gemüsehof mit kleinem Verkaufskiosk betreibt. Eindrucksvoll und mit viel Empathie führte sie uns über ihre Felder, die sich gleich hinter dem Hof anschließen. Die Vermarktung erfolgt ausschließlich über eine kleine Verkaufshütte auf Vertrauensbasis. Wie uns die Besitzerin schilderte mit sehr positivem Ergebnis:
Am Abend ist meist mehr Geld in der Kasse, als die Produkte gekostet hätten.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir im Abendlicht die Stadt Domazlice, wo sich alle auf eine heiße Dusche und warme Zimmer freuten.
Am Sonntag besuchten wir die Ausstellung „Achtung Grenze“ im modernen
Kulturzentrum der Stadt, welches im ehemaligen Gebäude einer Brauerei
eingerichtet ist. Hier konnten wir sehr viel über das Chodenland – wie die Landschaft und die Menschen um Domazlice genannt werden - erfahren. Mittags wurden wir im ehemaligen Steinbruch, heute als Schwimmbad und
Tauchbasis genutzt, erwartet. Bei dem Fotografen Stary Klicov, der hier eine
idyllische Oase geschaffen hat, wurden wir mit Rindswürsten und Kartoffelpuffer
sowie heißem Tee bestens versorgt um unsere Fahrt nach Vseruby fortzusetzen.
Dort begrüßte uns der Bürgermeister und stellvertretende tschechische
Verkehrsminister Vaclav Bernhard. Eindrucksvoll schilderte er uns anhand von
Bildern die Situation an der Grenze zu Beginn der Corona Krise. Die plötzliche
Schließung der Grenze und die teilweise völlig chaotischen gesetzlichen
Bestimmungen haben sich nachhaltig auf die Bevölkerung ausgewirkt. Von Vseruby waren es nur wenige 100 m zur Grenze, die nun auch wieder ohne
Behinderungen überschritten bzw. überfahren werden kann. Nach weiteren 15 km erreichten wir Furth im Wald. Ein Teil der Gruppe fuhr von hier mit dem Zug wieder nach Regensburg zurück. Die Radler hatten von dort noch 450 Höhenmeter nach Waldmünchen zu überwinden, wo sie gegen 17:30 Uhr nach insgesamt 108 km durchnässt aber zufrieden wieder den Startpunkt erreichten.
Resümee: Bei Sonnenschein lässt sich der Genuss an Landschaft und Kulinarik
besser erleben! Westböhmen und die Grenzregion zu Bayern verdienen weitere
Entdeckungen und die weite der Landschaft und die Unberührtheit der Natur sind es allemal wert!