"Arche des Geschmacks" erneut als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet
Durch unser menschliches Handeln und insbesondere unsere intensive, industrialisierte Landwirtschaft nimmt die biologische Vielfalt weltweit stark ab. Massentierhaltung, Monokulturen und industrielle Verarbeitung haben ökologisch nachhaltig bewirtschaftete Flächen, traditionelle Nahrungsmittel sowie Lebensmittelhandwerk zunehmend verdrängt. Das führt zum Verlust von fruchtbaren Böden und Weiden, regional verankerten Verarbeitungsstätten, Infrastrukturen, Lebensmitteln und Wissen klein- bis mittelständischer Erzeuger und Lebensmittelhandwerker. Es kommt zum Ungleichgewicht in unserer Natur, unserer Ernährung und unseren Kulturlandschaften.
"Wir brauchen die Arche heute mehr denn je."
Vielfalt ist nicht nur biologisch, sondern auch kulturell: Aus lokaler Artenvielfalt, Klima und Boden entwickeln sich spezifische landwirtschaftliche Praktiken, Küchen und Traditionen. Sie zeigen sich in Geschmack, Aroma, Farbe und Form von Lebensmitteln und Rezepten. Für den Erhalt dieses kulinarischen Erbes macht sich Slow Food stark und schützt seit 1996 mit der Arche des Geschmacks einheimische Tierrassen, regional wertvolle und traditionelle Lebensmittel und Kulturpflanzen vor dem Verschwinden. Viele von ihnen sind nicht nur ein echter Blickfang, sondern eine nährstoffreiche Zutat. "Was unseren Passagieren das Überleben schwer macht, ist einerseits ihre langsame, vergleichsweise aufwendige Herstellung oder Aufzucht. In unserem System des ,immer mehr, schneller und billiger' gelten sie als unrentabel. Andererseits sind sie oft schlichtweg nicht mehr bekannt. Das wollen wir ändern, sie wieder bekannt machen, damit sie nachgefragt, entsprechend hergestellt und verkauft werden, getreu des Mottos der Arche ,Essen was man retten will!'. Wir brauchen die Arche heute mehr denn je. Wir erhalten damit Vielfalt sowie Universen an Geschmäckern und Geschichten," erklärt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V.
"Ein starkes Symbol für die genetische Vielfalt"
Dank des wachsenden Interesses für alte Sorten und regionale Küche erfreut sich das Projekt immer mehr Beliebtheit. Um das Repertoire an Passagieren zu erweitern, ist Slow Food auf Hinweise von Verbraucherinnen und Verbraucher angewiesen. Sie machen den Verein auf Lebensmittel aufmerksam, die sie aus ihrer Kindheit kennen, heute aber kaum noch finden. Eine Slow-Food-Kommission aus ehrenamtlichen Mitarbeitern setzt die Aufnahme in die Arche um. Gerhard Schneider-Rose leitet diese: "Ich gehe schon immer mit offenen Augen durch die Natur, wobei mich monotone, ausgeräumte Landschaften traurig stimmen. Wenn wir weiter auf einige Hochleistungssorten statt die langbewährten und standortangepassten Spezies setzen, riskieren wir nicht zuletzt die Sicherung der Welternährung. Die Arche des Geschmacks ist ein sehr starkes Symbol dafür, die genetische Vielfalt auf Äckern und in Gärten lebendig zu halten".
Mehr Informationen: