Fischerei
Slow Themen: Fischerei
Für Slow Food Deutschland steht der Schutz der Lebewesen aus den Meeren, Ozeanen und Binnengewässern sowie derer, die von ihnen leben, weit oben auf der Agenda. Der Verein sucht dafür den Dialog mit Politik und Verbrauchern und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Verhalten und eine Denkweise anzuregen, die eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial verträgliche Bewirtschaftung der Meere zum Ziel hat. Die Gründe, warum das so schwer ist, sind vielfältig. Die Fischindustrie ist eine global vernetzte, zugleich intransparente und enorm lukrative Branche. Ihr ist der Profit wichtig. Dem gegenüber stehen Wissenschaft und Umweltschutz, deren Vertreter mit Zahlen und Fakten belegen, dass die Zustände der maritimen Ökosysteme mehr als besorgniserregend sind. Rund 30 Prozent der Fischbestände weltweit sind laut Welternährungsorganisation überfischt, zu viele Fische gehen weiterhin als unerwünschter Beifang schwer verletzt oder tot über Bord, Fanggeräte hinterlassen irreparable Schäden am Meeresboden. Hinzu kommt die illegale Fischerei, die sich nicht an Fangzeiten und Schutzzonen hält und verursacht, dass insbesondere im globalen Süden Kleinfischer leer ausgehen. Während dieser illegal gefangene Fisch überwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern gefangen wird, landet er an Fischtheken und in Tiefkühltruhen der Industrieländer. Trotz dieser Tatsachen bleibt der Aufschrei aus Politik ebenso wie aus der Zivilgesellschaft aus.
Doch selbst diejenigen, die ihre Funktion und Mitverantwortung zum Schutz der Meere ernst nehmen, stoßen beim Fischkauf an ihre Grenzen. Sie können zwar inzwischen auf Entscheidungshilfen wie Fischsiegel verschiedener Produzenten und externer Organisationen zurückgreifen, um sich über Fischart sowie Fanggebiet und -methode zu informieren. Darunter sind Bio- und Umweltsiegel, denen wir ein Mindestmaß an Verlässlichkeit und Professionalisierung bei der Zertifizierung verdanken. Keines dieser Siegel leistet die lückenlose Rückverfolgbarkeit der gesamten Wertschöpfungskette für Fisch oder beantwortet die teils hochpolitischen und vor allem tagespolitischen Fragen wie: ‚Wie gefährdet ist ein Bestand unter Berücksichtigung stetiger Fluktuation? Ging der Fisch legal oder illegal ins Netz? Werden alle an der Wertschöpfung Beteiligten fair vergütet?‘. Weil das vor dem Hintergrund der Vielzahl involvierter Akteure und rechtlicher Spielräume kein Siegel abdecken kann, fordert Slow Food, dass hier der Staat und die Staatengemeinschaft den Grundstein für einen gewissenhaften Fischkonsum legen. Das heißt, dass kein Fisch mehr, dessen Bestand überfischt ist, und bei dem nicht zu 100 Prozent sichergestellt ist, ob er legal ins Netz ging, an unseren Fischtheken landet. Nur so können wir gemeinsam neue und zukunftsfähige Standards und Vertriebsstrukturen etablieren. Das bedeutet keinesfalls, dass Verbraucher Fisch als Lebensmittel nicht mehr genießen sollen. Vielmehr geht es um einen reduzierten Konsum und den Griff zu Fischarten, die weder aus intensiver Aquakultur stammen, noch zu solchen, die zu den bedrohten zählen. Stattdessen sollen Fischarten, die sich in ihren natürlichen Beständen bei entsprechendem Schutz schneller und leichter erholen und dabei ganz wunderbar schmecken auf dem Teller landen. Die Gastronomie kann hier eine Vorbildfunktion übernehmen und Fisch in seiner Vielfalt zubereiten. Auch Slow Food Deutschland unterstützt dabei, Verbraucher auf sinnesfreudige Weise an neue Geschmäcker zu gewöhnen.
Slow Food setzt sich für den Erhalt und die Förderung der handwerklichen Fischerei und vergessener Fischarten ein und regt durch verschiedene Veranstaltungsformate wie den >> End of Fish Day oder #Weniger ist Meer Aktionstage dazu an, die aktuelle Verwaltung der Meeresressourcen zu überdenken, um die illegale Fischerei und Überfischung einzudämmen.
Bilder: © Slow Food Archiv