25 Jahre Keyserlingk-Institut
Was uns im Brote speist: 25 Jahre Arbeit am Getreide im Keyserlingk-Institut Salem
Aus der Presseinformation des Instituts:
Getreide ist die Grundlage der menschlichen Ernährung. Seit Tausenden von Jahren liegt es in der Hand der Bauern. Das Saatgut wird seitdem von Jahr zu Jahr über unzählige Generationen weitergegeben bis zu uns. Welch wunderbare Vorstellung, dass uns gerade das tägliche Brot mit der Urzeit der Menschheit verbindet! Das darf nicht Spekulationsobjekt sein, ausgeliefert dem Profitstreben einiger weniger Großkonzerne. Heute ist die Souveränität von Verbraucher und Landwirt massiv bedroht, vor allem durch Einsatz von Gentechnik und Patentierung.
Erhaltung und Weiterentwicklung des Getreides
Schon 1988 wollte Dr. Bertold Heyden dem etwas entgegensetzen und gründete mit Elisabeth Beringer das J. und C. Graf Keyserlingk-Institut in Salem. Sie waren überzeugt, dass auf Grundlage der anthroposophischen Geisteswissenschaft die Erhaltung und Weiterentwicklung des Getreides möglich ist. In enger Zusammenarbeit mit biologisch-dynamisch wirtschaftenden Bauern werden im Keyserlingk-Institut aus langjährig nachgebauten Hofsorten durch Auslese und Anwendung biologisch-dynamischer Methoden neue Getreidesorten entwickelt. Oberste Priorität hat dabei die Nahrungsqualität.
Der Zusammenhang zwischen Steigerung des Ertrags und Minderung der Qualität ist allgemein bekannt. Doch wie entsteht eine gute Nahrung, die nicht nur den Magen füllt, sondern dem ganzen Menschen die Kräfte für sein Leben und Wirken zur Verfügung stellt? Entstanden sind die heutigen Getreidesorten aus Gräsern und Wildformen im Laufe einer 10.000 jährigen Entwicklung. Ursprünglich in Steppen beheimatet reifen sie in Licht und Wärme. Durch die heutigen Anbau- und Ernteverfahren finden diese Reifeprozesse nicht mehr in ausreichendem Maße statt. Die Pflanzen bleiben bis zur Ernte verstärkt in vegetativen Wachstumsprozessen stehen, um möglichst dicke Körner auszubilden, wobei sie dann eher vertrocknen und absterben als eine Umwandlung in einen mehr generativ bestimmten Reifeprozess zu durchlaufen. Dieser ist u.a. durch glänzendes Stroh und Farbigkeit gekennzeichnet. Er weist im Korn noch wichtige Stoffumwandlungen in Richtung Stärke- und Zuckerbildung auf.
Verkürzung der Wuchshöhe
Dazu kommt heute eine deutliche Verkürzung der Wuchshöhe. Eine durchschnittliche konventionelle Weizensorte reicht gerade einmal bis zum Knie, während man sich vor hundert Jahren in einem Feld noch verstecken konnte, das im Lichtraum ausreifte. Durch höhere, aber standfeste Sorten versucht das Keyserlingk-Institut solchen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen.
Grannen sind dicht mit Kieselzellen bestückt. Kiesel ist ein Lichtsammler und zugleich ein Vermittler obersonniger Planetenkräfte. Diese bewirken die inneren Qualitäten wie Geschmack, Duft, Farbigkeit oder Haltbarkeit, d.h. sie machen die eigentlichen Nahrungsqualitäten aus. Aus diesen Gründen sind die von Dr. Heyden im Keyserlingk-Institut entwickelten Sorten großenteils begrannt. Aus vielen Hunderten von Versuchsparzellen werden aus langjährig nachgebauten Hofsorten Varianten ausgelesen, die angepasst sind an eine ökologische Bewirtschaftung und an die regionalen Standortbedingungen. Sie erweitern so auch wieder die bedrohte biologische Vielfalt in der Landwirtschaft. In einem einmaligen assoziativen Modellprojekt "SaatGut-Regionalsorten" wirken Züchter, Bauern, Bäcker und Handel zusammen. Eine große Auswahl von SaatGut-Brot steht heute dem Verbraucher aus diesen Regionalsorten zur Verfügung.
Schädliche Konsequenzen moderner Resistenzüchtungen
Neueste Forschungen deuten darauf hin, dass Weizenunverträglichkeit (nicht Allergie gegen Gluten!) weitgehend mit bestimmten Sorteneigenschaften zusammenhängt, deren Ursache in der modernen Resistenzzüchtung liegt. Dazu sollen in den nächsten Jahren verstärkt Untersuchungen und Züchtungsbemühungen stattfinden, gibt es doch Hinweise, dass Brot aus unseren Sorten von Betroffenen besser vertragen wird.
Doch auch die Frage einer langfristigen Sicherung der Ernährung wurde am Keyserlingk-Institut aufgegriffen. Rudolf Steiner regte an, neue Kulturpflanzen aus Wildformen zu gewinnen. Am Keyserlingk-Institut wird das Wildgras „Dasypyrum“ favorisiert. Es besitzt erstaunliche Nahrungsqualitäten. Viele Varianten, vor allem von der Krim und von Sardinien, sind derzeit im Versuchsanbau. Ein Kulturgetreide unterscheidet sich von der Wildform vor allem dadurch, dass die Körner in der Ähre gleichzeitig ausreifen und nicht einzeln ausfallen. Doch davon ist das Dasypyrum noch entfernt. Damit daraus eine echte ertragsfähige Kulturpflanze werden kann, müssen noch bedeutende Schritte geleistet werden.
25 Jahre sind ein Grund, in Dankbarkeit auf das Erreichte zurückzublicken und zu feiern.
Die Mitarbeiter des Keyserlingk-Instituts laden daher alle Interessierten herzlich ein:
- Kommen Sie zu unserem Jubiläumsfest am 7. Juli ab 10 Uhr auf dem Lichthof
- Lernen Sie unsere Arbeit kennen bei Versuchsbesichtigungen, Einführungen in die Forschungsprojekte, einer Ausstellung zur Arbeit und vielem mehr
- Erleben Sie die Formenvielfalt einer 10.000jährigen Geschichte des Weizens
- Entdecken Sie das faszinierende Wildgetreide „Dasypyrum“
- Kosten Sie das ganztägige Buffet u.a. mit Produkten aus unseren Getreidesorten
Ein ausführliches Programm mit Anfahrtsskizze erhalten Sie unter:
Keyserlingk-Institut
Rimpertsweiler 3
88682 Salem
Tel. 07544-71371
www.saatgut-forschung.de
Mehr Informationen:
Bild: Titelbild des Einladungsflyers | Verein zur Förderung der Saatgutforschung im biologisch - dynamischen Landbau e.V.