Kasseler Strünkchen
Ein vielseitiges Blattgemüse aus Nordhessen
Arche-Passagier seit 2014
Unterstützt von Slow Food Nordhessen
Beschreibung des Passagiers
Das Kasseler Strünkchen ist eine Variante des Romana- oder Bindesalates (Lactuca sativa var. Longifolia). Seine Besonderheit ist es, dass der beim Treiben eines Blütenstandes („Schießen“) entstehende kräftige Strunk sehr spät holzig und hohl wird. Die frischen, graugrünen Blätter sind ziemlich spitz und mäßig zart. Vornehmlich an den Blatträndern gibt es eine schwache Rotfärbung.
Das Kasseler Strünkchen weist eine große Ähnlichkeit mit der Salatsorte Chicon des Charentes auf, wobei die französische Verwandte weniger blasige und graue Blätter hat, etwas kleiner ist und später schießt.
In Nordhessen wird dieser Romanasalat traditionell als Zweinutzungspflanze verwertet: Die jungen Blätter werden nach und nach von unten her geernet und als Salat angerichtet. Nach dem Schießen wird der Strunk mit den restlichen Blättern als Gemüse verarbeitet. Das Gemüse wird in der Region auch Sommerendivie, Schlobberkohl oder Schlupperkohl genannt. Der Name des Gerichtes im Dialekt lässt sich auf die Verben schlobbern, schlawwern oder schluppern zurückführen, die im nordhessischen Dialekt die Bedeutung der hochsprachlichen Verben schlürfen und kleckern haben.
Gefährdung des Passagiers
Das Kasseler Strünkchen wurde bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts regelmäßig in nordhessischen Hausgärten angebaut. Es wurde roh als Salat und gegart als Gemüsegericht gegessen. An den Rand der Bedeutungslosigkeit gebracht wurde die Gemüsevariante durch die Ausweitung des Spargelkonsums. Spargel lässt sich wesentlich schneller schälen und hat das Image einer edlen, modernen Kost. Als eine von vielen Romanasalatsorten ist das Kasseler Strünkchen heute noch bei mehreren Saatgutherstellern erhältlich. Trotzdem wissen auch in Nordhessen heute nicht mehr viele Menschen, dass man das Strünkchen auch zu einem schmackhaften Gemüsegericht verarbeiten kann.
Vermarktung des Passagiers
Jungpflanzen und ausgewachsene Gemüsepflanzen sind in einigen Gärtnereien und auf Märkten rund um Kassel erhältlich. Der Samen ist bei einigen Saatgutfirmen im Sortiment.
Geschmack des Passagiers
Geschmacklich erinnert das zubereitete Kasseler Strünkchen an jungen Kohlrabi und an Spargel.
Die Region des Arche-Passagiers
Das traditionelle Anbaugebiet des Arche-Passagiers ist Nordhessen mit Schwerpunkt in und um die Stadt Kassel.
Züchter*innen, Erzeuger*innen und Bezugsquellen
Gärtnerei Ullrich
Dörnbergstr. 90
34233 Fuldatal-Ihringshausen
Tel. (05 61) 9 81 27 81
Fax (05 61) 9 81 27 80
Jungpflanzen und Strünkchen werden auf dem Kasseler Wochenmarkt verkauft.
Saatgut:
Dreschflegel
unter dem Namen: Römersalat Kasseler (lactuca sativa var. longofolia)
www.dreschflegel-shop.de
Magic Garden Seeds
unter dem Namen: Salat Kasseler Strünkchen (lactuca sativa)
www.magicgardenseeds.de/
Links und Aktivitäten rund um den Passagier
>> Slow Food Magazin: Kasseler Strünkchen
Download
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Sie sind Erzeuger*in oder kennen Menschen Ihres Netzwerks, die im Sinne von Slow Food produzieren?
Wir freuen uns über Ihren Vorschlag unter archekommission@slowfood.de
Bannerbild: © Gerhard Schneider-Rose, weitere Bilder © Wilfried Albrecht (1), Christian Meineke (1), Gerhard Schneider-Rose (1)