Presidi

Presidi sind konkrete Beispiele einer neuen, nachhaltigen Landwirtschaft. Sie erhalten lokale Ökosysteme, regionale Traditionen und schaffen Lebensmittel von unverwechselbarer Qualität. Eine Qualität, die nur erreicht wird, wenn die Bedürfnisse von Umwelt, Mensch und Tier nicht gegeneinander ausgespielt, sondern in Einklang gebracht werden.

Netzwerke der Nachhaltigkeit

Das Presidio-Projekt wurde im Jahr 2000 von der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt ins Leben gerufen, da erkannt wurde, dass man Veränderungen nicht herbeireden, wohl aber gestalten kann. Während die Arche des Geschmacks Schützenswertes beschreibt, auflistet und damit vor dem Vergessen bewahrt, übernimmt das Presidio aktive Förder- und Schutzaufgaben. Ein Presidio (ital. für Schutzraum) versteht sich dabei als ein Netzwerk von engagierten Landwirten, handwerklich arbeitenden Lebensmittelproduzenten, interessierten Händlern, Köchen, wissenschaftlichen Experten und bewussten Verbrauchern, welche sich zusammen aktiv um den Erhalt von bestimmten Pflanzensorten, Tierrassen, Lebensmitteln und Kulturlandschaften einsetzen.

Die gemeinsamen Aktivitäten eines Presidio gestalten sich nach folgenden Kriterien:

  • Einführung verbindlicher Produktionsstandards, welche ökologische und qualitativ hochwertige Lebensmittel garantieren
  • Erhalt der biologischen Vielfalt, lokaler Ökosysteme und einzigartiger Kulturlandschaften
  • Förderung regionaler Traditionen, Herstellungsweisen und Absatzmärkte

Qualität und Nachhaltigkeit - zukunftssichernd für die Landwirtschaft

Qualitativ hochwertige Lebensmittel, deren ökologisch-nachhaltige Herstellung sowie die Verankerung in der kulturellen Identität einer Region sind auch die Grundlage dafür, den Erzeugern ein angemessenes Einkommen zu sichern und damit eine berufliche Perspektive für kommende Generationen zu erhalten. Damit wird eine nachhaltige, bäuerlich geprägte Landwirtschaft und eine handwerkliche Lebensmittelproduktion ermöglicht, die sowohl wirtschaftlichen, als auch ökologischen und soziokulturellen Ansprüchen gerecht wird.

Bewahren der Kultur und Identität einer Region

Jedes Presidio ist einzigartig, da es an eine bestimmte Region und deren Tradition, Kultur und Landschaft gebunden ist. Pflanzen, Tiere, Rezepte und Herstellungsweisen sind von regionalen Rahmenbedingungen geprägt oder aus ihnen hervorgegangen. Ob Streuobstwiesen des Albtraufs, fränkischer Grünkern, Weideochsen vom Limpurger Rind oder Bamberger Hörnla – sie alle sind fest mit einer bestimmten Region verbunden – und damit einmalig.

Aufgaben und Aktivitäten

Der besondere, ortsgebundene Charakter eines Presidio bedeutet vielfältige naturgemäß Aufgaben und Aktivitäten. Engagement für die lokale Artenvielfalt, neue Kommunikation- und Marketingmaßnahmen, Teilnahme an nationalen wie internationalen Messen und Märkten, Zusammenarbeit mit Tourismusbehörden, der internationale Austausch und Kontakt mit Fachkollegen oder wissenschaftlichen Experten - die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Akteure des Presidio-Netzwerks auch. Koordiniert werden die Presidio-Aktivitäten von dem zu gründendem Förderverein, dem alle Produzenten und mindestens ein Mitglied des Slow Food Gruppe vor Ort angehören. Die Leitung liegt in den Händen des Vertreters der Produzenten und dem Slow Food Mitglied.

Wie wird ein Presidio gegründet?

Um Presidio zu werden ist es nicht zwingend notwendig, schon Passagier der Arche des Geschmacks zu sein, auch wenn dies der Regelfall ist. Wichtigere Vorrausetzungen sind die Einzigartigkeit des Produkts, dessen regionale und historische Verankerung sowie dessen traditionelle und nachhaltige Erzeugung. Zudem sollten schon festere Strukturen existieren, also eine Gruppe von Förderern und Interessierten, welche sich bereits für den potentiellen Presidio-Kandidaten engagiert. Sind diese Voraussetzungen vorhanden, kann man sich an die Arche - Kommission wenden, welche prüft ob die Voraussetzungen für ein Presido erfüllt werden und die notwendige Dokumentation übernimmt. Aussichtsreiche Kandidaten werden bei der Internationalen Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt vorgeschlagen. Bei einem Besuch der Stiftungsexperten vor Ort wird dannüber die Aufnahme in die internationale Presidio-Gemeinschaft entschieden.

Die Presidi in Deutschland

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Alblinse

Alblinsen sind reich an Eiweiß und Mineralstoffen. Gerade in ärmeren Regionen, wie es die Schwäbische Alb lange Zeit war, konnten sich die Menschen tierisches Eiweiß in Form von Fleisch kaum leisten und glichen dies durch die Proteine der Linsen aus. Wirtschaftliche Gründe führten dann aber fast zum Aussterben der Nutzpflanze. Weiter

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Bamberger Hörnla

Die Bamberger Hörnla werden heute noch im Süden Deutschlands kultiviert und gehören zu den ältesten Sorten unter den Knollengewächsen. Diese Kartoffelsorte wurde nie von Saatgutherstellern züchterisch bearbeitet und ist auch nicht in der amtlichen deutschen Sortenliste registriert. Weiter

 

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Birnenschaumwein aus der Obstsorte Champagner Bratbirne

Am Albtrauf, dem steilen Nordanstieg der Schwäbischen Alb, sind sie noch zu finden, alte, einzigartige Obstorten in unglaublicher Vielfalt. Birne, Zwetschgen, Mirabellen, Äpfel und Kirschbäume bilden hier das größte zusammenhängende Streuobstgebiet Europas. In dieser wunderschönen Kulturlandschaft mit einer großen Biodiversität findet sich auch die alte Birnensorte    Champagner Bratbirne. Weiter

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Fränkischer Grünkern

Der Ursprung des Grünkerns ist den findigen Köpfen der Bauländer Bauern zu danken. Das Ausreifen des Dinkels, des früher in Süddeutschland wichtigsten Brotgetreides, in diesem von Natur aus kargen Landstrich war in vielen Jahren riskant. Statt zu warten, erntete man den Dinkel unreif und trocknete ihn über dem Herdfeuer, im Backofen, später auch in eigens dafür gebauten Darren. Weiter

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Weideochse vom Limpurger Rind

Die Limpurger Rinderrasse entstand nach dem 30-jährigen Krieg in der ehemaligen Grafschaft Limpurg südlich von Schwäbisch Hall aus Kreuzungen des dort noch vorhandenen Roten Landviehs mit dem Allgäuer Vieh. Weiter

Internationale Presidi

Hier finden Sie umfangreiche Informationen zum internationalen Presidi-Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität:

Zu den internationalen Presidi

Fotos auf dieser Seite: Stefan Abtmeyer www.fishinheaven.de (3), Slow Food Archive (2)

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