Blog: Neues vom Projekt TRUE
Blogpost vom August 2020:
Gemeinsam digital kochen
Trafen wir uns vor einiger Zeit noch persönlich, um gemeinsam schnippelnd und schmeckend Wissen zum Thema Lebensmittelverschwendung auszutauschen, so stellte uns das letzte halbe Jahr vor ganz neue Herausforderungen. Es eröffnete uns zwangsläufig Wege in eine bisher teils unbekannte digitale Welt.
Nie zuvor hatten wir diese so umfänglich genutzt wie seit der Corona-Pandemie. So fand im April 2020 der >>World Disco Soup Day erstmals online statt. Slow Food macht damit auf krummes und deshalb oft vergeudetes Gemüse aufmerksam und bereitet es zu einfachen und köstlichen Speisen zu. Menschen gaben dabei wieder tiefe Einblicke in ihre Kochtöpfe voller Lebensmittel, denen wir wegen vermeintlich optischer Mängel zu wenig Beachtung schenken. Dazu gab es gute Musik zum Tanzen und Wissenswertes zum Thema Lebensmittelverarbeitung und -handwerk. Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung, die Slow Food als solche in der digitalen Welt weitertragen kann und dies bereits getan hat.
So kreierte Slow Food anlässlich des Rahmenprogramms der 4. General Assembly des TRUE-Projektes eine "Hülsenfrucht Edition": Gemeinsam Kochen, tanzen und Rezepte über Hülsenfrüchte austauschen. Was sehr gut passt, denn die Aufgabe von Slow Food im Rahmen des TRUE-Projektes ist es, europäische Hülsenfrucht-Rezepte zu sammeln und zu veröffentlichen. Eigentlich wollten sich die TRUE-Projektpartner in Stuttgart an der Uni Hohenheim treffen. Da das aufgrund von Covid-19 leider nicht möglich war, verlegten die Veranstalter*innen die Versammlung erfolgreich in ein produktives, ergebnisreiches Online-Format mittels Zoom und Miro-Board inklusive Abendprogramm in Küche, Wohnzimmer und Pub.
Die virtuelle Küche war die Bühne der Slow-Food-Schnippeldisko. Teilnehmende kochten gemeinsam Hülsenfrüchte, tauschten Erinnerungen, Wissen und Rezepte. Viele von ihnen wussten im Vorfeld noch nicht, was es geben sollte. Sie kannten den Hauptakteur, ihre Hülsenfrucht, aber weitere Zutaten wurden improvisiert, getreu dem Motto "mal schauen, was sich noch in meinem Kühlschrank verbirgt".
Ein klares Statement gegen Lebensmittelverschwendung und für ihre Wertschätzung. Die Teilnehmenden waren kreativ und mutig, probierten sich in der Kombination von Lebensmitteln neu aus.
Moderiert wurde der Abend von Elisabeth Berlinghof, die an der >>Slow Food Universität der Gastronomischen Wissenschaften in Bra, Italien ihre Liebe zu den bunten, formenreichen Feldfrüchten entdeckte und bei jeder Gelegenheit für diese wirbt. Sie erkundigte sich bei den Teilnehmenden nach deren Kindheitserinnerungen rund um Hülsenfrüchte.
Diese seien an dieser Stelle nicht verraten; stattdessen laden wir Sie ein sich zu fragen, was denn Ihre eigene ist. Gerne können Sie diese an cookbook@slowfood.de sch icken und mit deren Veröffentlichung über Slow Food und TRUE dazu beitragen, wieder mehr Menschen auf die Hülsenfrüchte neugierig zu machen. Wir ermutigen außerdem alle, die Augen offen zu halten nach weiteren Online-Angeboten - gerne gemeinsam mit uns. Denn auch wenn wir nur digital beisammen sind, können wir Nähe und Gemeinsamkeiten schaffen, kulinarische Einblicke geben und Menschen über Ländergrenzen hinweg verbinden.
An dem Abend der 4. General Assembly gab es jedenfalls alles von Suppe über Auflauf, Pasta und Salaten bis hin zu Muffins. Lassen Sie sich zum Nachkochen inspirieren:
Salat mit frischen Bohnen & Kirschen
von Elisabeth Berlinghof
Zutaten:
Frische Fava-Bohnen, Borlotti-Bohnen oder was immer Sie haben, Kirschen (oder andere Früchte der Saison), Minze oder Koriander, Olivenöl, Salz nach Geschmack
Zubereitung:
Frische Borlotti-Bohnen (diese zuerst in das gesalzene, kochende Wasser geben) und Fave-Bohnen blanchieren und dann direkt in kaltes Wasser geben, um sie abzukühlen.
Kirschen und Minze waschen. Die Kirschen halbieren und den Kern herausnehmen. Minzblätter abzupfen.
Schälen Sie ein paar Fave-Bohnen für eine schönere Farbe
Mischen Sie alles in einer Schüssel und würzen nach Geschmack mit Olivenöl, Zitronensaft und Salz.
Guten Appetit!
>>weitere Blogpost von Partnern des TRUE-Projektes
Blogpost vom Mai 2019:
Vielfalt auf unseren Tellern und Feldern
Was haben alle Beteiligten des TRUE-Projektes gemeinsam?
Sie alle wollen die Vielfalt an Hülsenfrüchten wieder auf dem Feld und Teller sehen.
An dieser Stelle kommt Slow Food Deutschland ins Spiel: Im Rahmen des TRUE-Projektes setzen wir uns dafür ein, dass Hülsenfrüchte in den Küchen Europas wieder mehr wertgeschätzt werden. Dazu erstellen wir ein Kochbuch mit dem Titel "TRUE-Foodprint: Leguminosenrezepte zur Förderung nachhaltiger Lebensmittelsysteme" mit Hülsenfrucht-Rezepten u. a. aus Italien, Deutschland, Georgien und den Balkanländern. Die Rezepte werden mit historischem Hintergrundwissen und von weiteren TRUE-Projektpartnern um Angaben zum ökologischen Fußabdruck sowie zu Nährwerten ergänzt.
Unsere Recherche läuft aktuell auf Hochtouren. Die Slow Food Messe im April 2019 in Stuttgart bot den perfekten Anlass, um sich verstärkt auf die Suche nach außergewöhnlichen Hülsenfrüchten und Rezepten zu machen. Unter den Ausstellenden, die sich der Slow-Food-Philosophie "gut, sauber, fair" verschrieben haben, fanden sich einige interessante Bohnen und Erbsen sowie die dazugehörenden Erzeugerinnen und Erzeuger mit Ihren Geschichten.
Ihren großen Auftritt hatten die Hülsenfrüchte bei einem Podium über die Zukunft der Hülsenfrüchte in Europa mit Daniel Diehl (Slow-Food-Bodenexperte), Henrik Maaß (TRUE-Projektkoordinator der Uni Hohenheim) und Linsenbauer Lutz Mammel (Lauteracher Alb-Feldfrüchte).
Die Erzeugergemeinschaft Lauteracher Albfrüchte ist ein Vorzeigebeispiel, wie der Linsenanbau im gemeinschaftlichen Zusammenschluss von Produzenten auf 300 ha Kulturfläche gelingen kann. Im Sortiment der Familie Mammel findet man auch den Arche-Passagier Späth's Alblinse I und II, eine alte Kulturlinsensorte der 1940er Jahre, die lange Zeit als verschollen galt und heutzutage nach Wiederentdeckung in Russland auch wieder auf der Schwäbischen Alb angebaut wird.
Slow Food unterstützt durch die Arche des Geschmacks solche Kulturpflanzen und Lebensmittel, die vom Verschwinden bedroht sind, und trägt so zur Rettung unseres kulinarisch-kulturellen Erbes bei. Das traditionelle schwäbische Gericht "Linsen mit Spätzle" ist bereits Teil unserer Rezeptsammlung und wird mit der Alb-Leisa zubereitet. Die Linsensorte stammt von der neolithischen Ur-Linse ab und überzeugt durch ihren intensiven, aromatisch-nussigen Geschmack. Der Koch dieses Gerichtes bereitet die Speise in dritter Generation zu und hat das Rezept bereits an seine Kinder weitergegeben.
Wir hoffen darauf, dass unser Kochbuch eine ähnliche Wirkung hat und sich die Vielfalt der Hülsenfrucht-Rezepte durch Europa zieht und so jeder in den Genuss alter, vergessener Sorten kommen kann. Denn das, was von den Verbraucherinnen und Verbrauchern (wieder) nachgefragt wird, wird weiter produziert und kann so erhalten werden!
Senden Sie uns gern Ihren Rezept-Vorschlag zu unter: https://umfrage.slowfood.de/index.php?r=survey/index&sid=426789&lang=de