Bamberger Hörnla
Die Kartoffel für Liebhaber
Berichte über den ersten Anbau in der Ursprungsregion Franken reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Allerdings kann man davon ausgehen, dass die Sorte noch viel älter ist. Die Pflanze ist kleinwüchsig mit dünnem, zartem Kraut und schneeweißer Blüte. Die für Kartoffelfäule und Schädlinge anfälligen Knollen brauchen leichten, nährstoffreichen Boden.Der hohe Pflegeaufwand und der geringe Ertrag der Kartoffelsorte haben den Anbau über die Jahre unrentabel gemacht und es wurden andere Sorten, die einfacher zu kultivieren sind und größeren Ertrag versprechen, bevorzugt.
Diese Sorten weisen aber nicht die charakteristischen Eigenschaften des Bamberger Hörnla auf. Die Knollen sind klein und fingerförmig mit einer Länge von ca. 3-10 cm, sind ca. 1,5-4 cm stark, leicht hörnchenförmig und manchmal mit buckelartigen Aufwölbungen. Die Haut ist glatt, seidenmatt glänzend und hellockerfarben mit einem leicht rötlichen Schimmer. Am Grund der tiefen Augen sitzt ein roter Punkt. Der rötliche Schimmer ist am intensivsten nach der Ernte im September und lässt mit längerer Lagerdauer kontinuierlich nach.
Bei optimalen Lagerbedingungen hat das Bamberger Hörnla eine sehr lange Keimruhe und hält sich ohne großen Geschmacksverlust bis zum Juni des Folgejahres. Das gelbe Fleisch der Bamberger Hörnla hat ein intensives, leicht nussiges Aroma mit einer festen, etwas speckigen Konsistenz und unterscheidet sich sehr von herkömmlichen mehligen Kartoffelsorten. Dass die Hörnla nach dem Kochen nicht zerfallen, wird besonders in der regionalen Küche bei der Zubereitung von klassischem Kartoffelsalat oder Pellkartoffeln geschätzt.
Geschichte des Presidio Bamberger Hörnla
Das Presidio für die Bamberger Hörnla wurde im März 2009 mit dem lokalen Slow Food Convivium und der regionalen Produzentenvereinigung „Förderverein Bamberger Hörnla in Franken e.V.“ gegründet. Diese Gruppe besteht aus ca. zwanzig professionellen Landwirten und Gärtnern, welche ein kleines Stück ihres Landes dem Bamberger Hörnla gewidmet haben. Das Presidio hat den Antrag auf Eintragung einer geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) auf den Weg gebracht, die 2013 erteilt wurde. Auch der Antrag auf Eintragung der alten Kartoffelsorte in die amtliche deutsche Liste der genetischen Ressourcen wurde gestellt und erfolgreich beschieden. Damit kann der Förderverein auf einer gesicherten rechtlichen Grundlage eine Erhaltungszüchtung betreiben.
Es wurden verschiedene Initiativen zur Kommunikation und zur Bekanntmachung des Bamberger Hörnla gestartet, die durch ein kleines Netzwerk, das aus Erzeugern, Markthändlern und Restaurants in Bamberg und ganz Franken sowie Fachleuten aus der Bayerischen Landwirtschaftsverwaltung besteht, umgesetzt werden.
Was bisher erreicht wurde
- Auf Slow Food Messen ist das Presidio im nationalen und internationalen Rahmen vertreten wie z.B. auf Terra Madre in Turin oder der Eurotours in Frankreich. Das Presidio stellt das Bamberger Hörnla laufend auf regionalen Veranstaltungen, Messen und Märkten vor. Etliche Gasthäuser der Region präsentierten die Kartoffel in Sonderaktionen und setzen diese Aktionen auch fort, nur ganz wenige bieten es gegenwärtig während der ganzen Saison kontinuierlich an. Die Präsenz des Bamberger Hörnla auf den regionalen fränkischen Märkten und Messen und den Speisekarten der heimischen Gastronomie sollte in Zukunft verstärkt werden.
- Die Bemühungen des Fördervereins um neue Formen gemeinsamer Vermarktung seiner Erzeuger kommen langsam voran. Ein vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Cluster „Ernährung“) finanzierter Workshop zur gemeinsamen Vermarktung hat gezeigt, dass die bisher beschrittenen Vermarktungswege von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich und alle noch gangbar sind. Als gemeinsame Aufgabe in diesem Bereich sehen die Erzeuger des Fördervereins nur die Einführung einer Marke und ein Mindestmaß an Corporate Identity.
- Die geduldige Aufklärungsarbeit über das echte Bamberger Hörnla scheint gefruchtet zu haben. Die Fälle, in denen La Ratte als Bamberger Hörnla verkauft wird, sind seltener geworden. Die Aufklärungsarbeit muss aber wohl noch eine Zeit lang fortgesetzt werden. Dies kann weiter in der Verbindung mit der allgemeinen Öffentlichkeits- und Werbearbeit geschehen.
- Das europäische Qualitätssiegel "g.g. A. - geschützte geographische Angabe" - ist in 2013 erteilt worden.
- Der mit Hilfe der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft begonnene Aufbau einer Erhaltungszüchtung trägt Früchte. Die mittlerweile auf 16 angewachsenen Erzeuger, die sich im Förderverein Bamberger Hörnla in Franken e.V. zusammengeschlossen haben, verfügen seit 2011 über Pflanzkartoffeln in der Qualität zertifizierten Saatgutes verfügen können.
- - Der Förderverein hat die ausnahmsweise Zulassung der alten Kartoffelsorte Bamberger Hörnla als Erhaltungssorte im Dezember 2009 beim Bundessortenamt in Hannover erfolgreich beantragt.
- Ein Markenzeichen wurde geschaffen und in die deutsche Markenzeichenrolle eingetragen.
Kontakt
Produktionsgebiet
Franken, insbesondere die älteren Anbaugebiete um Bamberg, Schweinfurt und Kitzingen und die jüngeren Anbaugebiete um Nürnberg, Würzburg und Neustadt/Saale.
Produzentenreferent und Presidiokoordinator
Rainer Lesch
(0 93 37) 9 01 14
r-lesch@t-online.de
Das Presidio wird unterstützt von:
Förderverein Bamberger Hörnla in Franken e.V.
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
Bayerische Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF)
Convivum Mainfranken-Hohenlohe
Weitere Informationen
Zum Arche-Passagier Bamberger Hörnla
Die Bamberger Hörnla im Convivium Mainfranken Hohenlohe
Bilder: Gerhard Müller-Lang (3), Karsten Ellenberg (1), Antje Roscoe (1)