Neuer Bericht: Slow Food fordert ein Ende von Doppelstandards bei Lebensmittelimporten - Landwirt*innen und Verbraucher*innen haben ein Recht auf Fairness und Transparenz

10.04.2024 – Slow Food Deutschland fordert die EU in einem neu veröffentlichten Bericht auf, die Doppelstandards für Import-Lebensmittel zu beenden und durch so genannte Spiegelmaßnahmen sicherzustellen, dass Import-Lebensmittel mindestens den EU-Standards entsprechen. Denn aktuell haben Verbraucher*innen bei Lebensmitteln aus EU-Drittstaaten keinerlei Gewissheit darüber, wie diese produziert wurden. So gelangen u.a. genmanipuliertes Soja, Rindfleisch, das unter Verwendung von Antibiotika als Wachstumsförderer gezüchtet wurde, und mit hochtoxischen Substanzen behandeltes Obst auf hiesige Teller. Eine Analyse ausgewählter Lebensmittel zeigt die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystemen in Produktionsländern – vor allem des globalen Südens - sowie eine Wettbewerbsverzerrung für hiesige Bäuer*innen auf.

Soja_150dpi.jpgAktuell ist das Recht darauf, zu wissen, was man isst, für Verbraucher*innen in der EU nicht gegeben, denn: Obwohl in der Europäischen Union Mindeststandards für die Lebensmittelproduktion gelten, müssen importierte Lebensmittel aus Drittländern diesen nicht entsprechen. So kommt es dazu, dass z.B. Obst und Gemüse importiert wird, welches mit Pestiziden behandelt wurde, die in der EU nicht zugelassen sind. Bei tierischen Lebensmitteln haben Verbraucher*innen keine Möglichkeit festzustellen, wie die Tiere gehalten, geschlachtet und transportiert wurden, da es in den Produktionsländern oft keine Rückverfolgbarkeit und festgesetzte Tierschutzstandards gibt.

Zur Veranschaulichung der Existenz von Doppelstandards und der enormen regulativen Diskrepanzen zwischen EU- und Import-Produkten hat Slow Food Deutschland eine Fallstudie zu drei Lebensmitteln durchgeführt: Rindfleisch, Soja und Äpfel. Bereits die ausschnitthafte Analyse dieser drei Lebensmittel macht die negativen Auswirkungen fehlender Standards auf Mensch, Tier und Umwelt deutlich, darunter kommt es in Ländern des globalen Südens zu Pestizidvergiftungen, Ökosystemverpestung sowie Land- und Ressourcenraub, vor allem gegenüber indigenen Völkern. Diese drei Produkte unterstreichen einerseits die mangelnde Transparenz für europäische Verbraucher*innen im Zusammenhang mit in die EU importierten Lebensmitteln, und andererseits die negativen gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen auf die Erzeugerländer.

Aus dem Bericht gehen folgende politische Empfehlungen hervor:

  • Den Zugang zum EU-Markt an die Einhaltung grundlegender EU-Standards binden, z. B. durch die Einführung einer Verordnung zur Abmilderung der ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Lebensmittelimporten; sowie durch die Einführung von Spiegelvorschriften in Handelsabkommen im Bezug auf Lebensmittel.

  • Sicherstellen, dass sich die Handelspolitik nicht negativ auf Umwelt, Nutztiere und die menschliche Gesundheit - auch in Drittländern - auswirkt.

  • Sicherstellen, dass die in der EU vorgeschriebene lückenlose Rückverfolgbarkeit von Nutztieren von der Geburt bis zur Schlachtung auch für tierische Importlebensmittel aus Drittstaaten gilt und gegeben ist.

  • Sicherstellen, dass gefährliche Pestizide, die in der Europäischen Union verboten sind, nicht für den Export produziert werden dürfen; zugleich gewährleisten, dass keine verbotenen Pestizide als Rückstände in Lebensmitteln auf dem europäischen Markt zugelassen werden, entsprechend den Vorgaben der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit.

>> Zum Report auf Englisch (Langfassung)

>> Zur deutschen Zusammenfassung des Berichts

Mehr Informationen unter: slowfood.de/import

Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, unterstreicht die Dringlichkeit, Standards für Import-Lebensmittel als Priorität auf die politische Agenda zu setzen:

Rindfleisch_150dpi.jpg „Mit der Veröffentlichung des » Berichts und begleitenden öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung von Verbraucher*innen setzt sich Slow Food Deutschland dafür ein, dass die Umgestaltung des Einfuhrregimes für Lebensmittel im Sinne einheitlicher Standards höchste Priorität auf der politischen Agenda der EU erhält. Dies ist wichtig für Mensch, Tier und Umwelt in Produktionsländern, sowie für mehr Transparenz und die Gesundheit der Verbraucher*innen hier. Gerade vor dem Hintergrund der Bauernproteste sind die Doppelstandards für Import-Lebensmittel nicht länger zu verantworten. Aktuell beklagen insbesondere die europäischen Landwirt*innen die Unfairness und den Mangel an Kohärenz der Regeln, die für heimische im Gegenschatz zu Import-Lebensmitteln gelten. Die EU sollte deshalb dringend Spiegelmaßnahmen für EU-Importe aus Drittländern einführen“.

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