Weltgesundheitstag 2024: Konzepte gesunder Ernährung müssen mit Planetengesundheit zusammen gedacht werden
Trotz vielzähliger Ernährungsempfehlungen und eines umfangreichen Gesundheitswissens befinden wir uns auch im Jahr 2024 immer noch in der Situation, dass Fehl- und Überernährung in allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen fatale Folgen für die Gesundheit einer wachsenden Zahl von Betroffenen haben, insbesondere auch für Kinder und ihre Entwicklungschancen. Ungesunde Ernährungsweisen, stark industriell verarbeitete Lebensmittel sowie der Einsatz von Pestiziden machen Ernährung auch im globalen Norden zu einem schwerwiegenden Gesundheitsrisiko. Die Produktion dieser Lebensmittel wirkt sich auch negativ auf Tiere, Pflanzen, Böden und Gewässer, auf das Klima und die biologische Vielfalt aus, weshalb Slow Food Deutschland fordert, dass gesunde Ernährung und Planetengesundheit immer zusammen gedacht werden müssen.
Dazu die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Dr. Nina Wolff: „Eine gesunde Ernährung kann es nur auf einem gesunden Planeten geben, weshalb sich Konzepte für gesunde Ernährung mit dem so genannten One-Health-Ansatz an den planetaren Belastungsgrenzen der Erde orientieren müssen. Leitbild hierfür ist eine stärker pflanzenbetonte Ernährung mit möglichst vielen ökologisch erzeugten, saisonal-regionalen Lebensmitteln und möglichst wenig industriell verarbeiteten Lebensmitteln sowie Lebensmittelverschwendung.“
Auch Konzepte gesunder Ernährung, wie für Deutschland zum Beispiel die kürzlich » aktualisierten Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), müssten unweigerlich ökologische Nachhaltigkeit im Kontext gesunder Ernährung untermauern. Doch während es erfreulich ist, dass Nachhaltigkeit als Leitlinie durchaus gestärkt wird, werden die existentiellen Zusammenhänge zwischen Menschen- und Planetengesundheit nur unzureichend vermittelt.
Dazu Lotte Rose, Leiterin der Slow-Food-Deutschland-Bildungskommission: „An diversen Stellen werden die neuen Verzehrempfehlungen der DGE mit Gesundheitsvorteilen oder -nachteilen plausibilisiert. Nur einmal findet sich eine explizite ökologische Argumentationsfigur, wenn es heißt, dass die Erzeugung von Fleisch erheblich mehr Umweltbelastungen mit sich bringt als die Erzeugung von Pflanzen. Ein weiterer immanenter ökologischer Verweis steckt in der Empfehlung, Obst und Gemüse der Saison zu verzehren. Damit gelingt es dem neuen Regelwerk der DGE nicht, ökologische Fragen als Kriterien menschlicher Ernährung im öffentlichen Bewusstsein stark zu machen. Vielmehr sorgen die Regeln wie eh und je dafür, bei Verbraucher*innen das Bild zu festigen, das eigene Essen vor allem unter der Devise persönlicher Gesundheitsoptimierung zu sehen. Die DGE profiliert sich zwar fortschrittlich mit dem Anspruch, dass Ernährung sich ändern muss, wenn Gesundheit und Umweltschutz gefördert werden sollen, ihr neues Regelwerk ist dann aber höchst halbherzig. Zwar findet die stärkere Pflanzenorientierung ihren Niederschlag, aber mehr findet sich eben auch nicht. Aspekte einer ökologischen Ernährung werden nicht weiter ausbuchstabiert.“
Eine detaillierte Analyse der kürzlich veröffentlichten DGE-Empfehlungen aus Slow-Food-Sicht finden Sie hier: » Slow-Food-Kommentar zu den DGE-Ernährungsempfehlungen
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