Arche des Geschmacks – Erfolg für die biokulturelle Vielfalt in Deutschland
Was haben Alblinse, das Bamberger Hörnla und die Nordhessische Ahle Wurscht gemeinsam? Alle wurden in den ersten Jahren des Bestehens der Arche des Geschmacks in Deutschland, zwischen 2004 und 2007, als Passagiere aufgenommen. Als solche zeichnen sie sich durch individuelle Geschmäcker, Aromen, Farben und Formen aus, die sie Landschaft, Natur und dem Wissen der Menschen einer Region verdanken. Und sie sind Mutmacher wenn es darum geht, kaum mehr verbreitete Erzeugnisse wieder am Markt zu etablieren. Wie das gelingt? Vor allem durch Netzwerke, bestehend aus Produzentinnen und Produzenten, Slow-Food-Aktiven, Gastronomen sowie Verantwortlichen aus Tourismus- und Regionalförderung. Sie sind oft die Initiatorinnen und Initiatoren, um Fördervereine wie dem der Ahle Wurscht und des Bamberger Hörnla sowie Erzeugergemeinschaften wie die der Alb-Leisa zu gründen. Sie stärken das Selbstbewusstsein der Erzeugerinnen und Erzeuger, entwickeln Qualitätsstandards für die Produktion und die Vermarktung der Passagiere und setzen angemessene Preise am Markt durch. Sie kümmern sich darum, dass die Menschen von ihnen erfahren - in den Medien, auf Speisekarten, auf Märkten, in (Hof)Läden und in Onlineshops.
Dazu Gerhard Schneider-Rose, Leiter der Arche-Kommission bei Slow Food Deutschland: „Es ist ganz klar der Geduld und Leidenschaft dieser Menschen zu verdanken, dass Nutztiere, Pflanzen und Lebensmittel, die eine herausragende Rolle für die regionale Identität spielen, überleben und das mit einem messbaren Erfolg wie bei der Ahle Wurscht. Zwischen 2010 und 2018 konnte ihre Produktion um 31 Prozent gesteigert werden. Und die Hersteller, die Mitglied im Förderverein sind, haben sich auf einen Mindestpreis von 30 Euro beim Verkauf des zertifizierten Qualitätsprodukts an Verbraucher geeinigt. In konventionellen Supermärkten hingegen wird fragwürdige Ware unter dem Namen Ahle Wurscht für 18 Euro pro Kilo angeboten“.
Lutz Mammel von dem Unternehmen Lauteracher Alb-Feld-Früchte, das den Passagier Alblinse verarbeitet und vermarktet, sieht in der Arche einen wichtigen Werbeeffekt und freut sich sogar über wachsende „Konkurrenz“ am Markt: „Immer mehr Bauern, nicht nur in Schwaben interessieren sich wieder für den Linsenanbau. Im Interesse der Nahrungsmittelvielfalt und der nachhaltigen Bodenbewirtschaftung ist es schön, dass wir Nachahmer gefunden haben“. Vernetzung und ehrenamtliche Unterstützung allein aber reichen nicht, um Sorten- und Rassevielfalt zu erhalten. Slow Food fordert deshalb, dass auch die Politik dazu beiträgt, ihre Marktchancen zu verbessern. Für Weidehaltung, Streuobstanbau und andere Maßnahmen zum Erhaltung genetischer Vielfalt auf Äckern und in Gärten müssen Förderprogramme aufgelegt und EU-Agrarmittel so umgeschichtet werden, dass der besondere Aufwand rentabel wird.