Welternährungstag 2019: Eine Welt der Extreme
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen haben sich mit ihren „Zielen für eine Nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) vorgenommen, bis 2030 den Hunger auf der Welt zu beenden. Das Ziel rückt in immer weitere Ferne, weil es der Staatengemeinschaft nicht gelingt, das SDG 13 im Besonderen auch nur annähernd ambitioniert umzusetzen: Climate action. Für Slow Food ist eine solche Klimaanstrengung untrennbar verbunden mit einer ganzheitlichen Ernährungspolitik. Denn weder fürs Klima noch für eine ausgewogene, gerechte Welternährung sieht es gut aus.
Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Dass unsere Art, uns zu ernähren einen großen Einfluss auf unser Klima hat und der Zustand des Klimas darauf, was und wie viel Nahrung uns zur Verfügung steht – dieses Wechselspiel ist nicht neu. Neu hingegen ist die Deutlichkeit, mit der es die Öffentlichkeit diskutiert. Dazu tragen buchstäblich brennende Anlässe wie im Amazonas bei. Ernährung berührt Bildung und Soziales, Wirtschaft, Umwelt und natürlich Landwirtschaft. Mit Tunnelblick auf einzelne Verantwortungsbereiche, eigene Interessen und freiwillige Zugeständnisse der Lebensmittelindustrie wird es keine soziale Gerechtigkeit, keinen Frieden und kein ‚weniger‘ an Hunger geben“. Notwendig ist eine Ernährungspolitik, die traditionelles Wissen, die Vermehrung von Artenvielfalt und von gesundem, fruchtbarem Boden sowie faire Wirtschaftsbeziehungen fördere und das Klima schütze.
Um eine annähernd gerechte Welternährung zu erreichen kommt es – abgesehen von politischen Rahmenbedingungen – auf jeden Einzelnen an. Das international anerkannte Wissenschaftsmagazin The Lancet stellte Anfang 2019 die sogenannte „Planetary Health Diet“ vor; einen Speiseplan, der die Gesundheit des Planeten und des Menschen gleichermaßen sichern soll. Eine der Hauptbotschaften der Autorinnen und Autoren lautete ‚Weniger, weniger, weniger‘. „Dieses Ergebnis hat auch mich erschüttert, weil es so deutlich die drängende Notwendigkeit einer massiven Veränderung bei Millionen von Menschen in den Industrie- und Schwellenländern zeigt. Wir müssen hin zu einem radikal anderen Genussverständnis als das, woran die Lebensmittelindustrie uns in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt hat. Ein solcher ganzheitlicher Genuss orientiert sich an Qualität statt an Quantität“, erklärt Hudson.
>> zum Report „Ökologische Landwirtschaft und die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung“.