Aachen: Dreiländer-Fritten-Rallye

Am 15. Juli 2017 trafen sich rund 150 Fritten- und Radfreunde zu einer ganz besonderen Tour: Der Frittenrallye. Organisiert wurde diese vom Convivium Aachen anlässlich des 25-jährigen Bestehens von Slow Food Deutschland e. V. Die Aachener Slow-Food-Mitglieder stellten damit ihre bislang größte Slow-Food-Veranstaltung auf die Beine und kürten am Endes des Tages die „Slow-Food-Fritte und Fritten Sauce 2017“.

Aachen, 15.7.2017 | Auf die Fritte, fertig, los!

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_1.jpg

Slow Food und Fritten – passt das überhaupt zusammen? Diese Frage wurde Manfred Lieber, Conviviums-Leiter in Aachen, in den vergangenen Wochen immer wieder gestellt. Und seine Antwort darauf lautete jedes Mal klar und deutlich: Ja und ob! Denn Qualität, handwerkliche Verarbeitung, Vielfalt und Geschmack machen auch bei einem typischen Imbiss-Gericht wie Fritten den entscheidenden Unterschied, in der Konsistenz und im Geschmack. „Slow Food ist es wichtig zu zeigen, dass Qualität bei Lebensmitteln und Speisen nicht exklusiv der gehobenen Küche vorbehalten oder nur etwas für den großen Geldbeutel ist. Und das möchten wir anhand der Fritte beweisen“, so Lieber kurz vor dem Tourstart am Samstagmorgen. Damit nehmen es Manfred Lieber und seine Slow-Food-Mitstreiter mit einem regionalen Kulturgut auf: Die Fritte ist seit langem ein wichtiger Gaumenschmaus für die Menschen in Aachen und den umliegenden belgischen und niederländischen Grenzorten.

Und so viel sei vorweggenommen: Es gibt sie, die Frittenbäcker, die bei der Herstellung ihrer goldenen Stäbchen auf gute Ausgangsprodukte Wert legen, möglichst viel von Hand machen und bei ihrer sorgfältigen Zubereitung ohne halbseitige Zutatenliste sowie weitestgehend ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe auskommen.

Bild oben: Die ersten Fritten gab es bei Maier-Peveling's am Aachener Kapuziner-Karree. Begrüßt wurden die Teilnehmenden u. a. von Klaus Flesch, stellvertretender Vorsitzender von Slow Food Deutschland e. V. Und Manfred Lieber, Conviviums-Leiter in Aachen (v.l.n.r.).

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_2.jpg

Morgens Fritte, mittags Fritte, abends Fritte

Natürlich kann man viel zur Fritte und ihren Soßen erzählen. Aber weniger die Theorie, sondern vielmehr der pure Geschmack standen bei der Frittenrallye im Zentrum. Der Praxistest begann am Kapuzinerkarree in Aachen. Hier gab es bei strahlendem Sonnenschein schon um 11 Uhr die erste Kostprobe Fritten bei Maier-Peveling's. Die Teilnehmer hatten bei ihrem Frühstück extra noch Platz gelassen. Und vor einer Radtour von 45 Kilometern kam die erste Stärkung sehr gelegen. Die Fahrradkolonne aus einer bunten Mischung unterschiedlichster Menschen setzte sich dann in Gang: Jung und Alt, Hobby-Rennradfahrer und E-Biker, Aachener und eigens für die Rallye Zugereiste. Allen gemeinsam: Der Spaß und die Neugierde an der Geschmacksvielfalt der Fritte.

Vom Kapuzinerkarree ging es über Kornelimünster mit Stopp beim „Frittenbruder“ über die Landesgrenze nach Belgien. In Eynatten servierte das Team der „Friterie New Quinta“ ihre Rationen, in Hauset wurde „Manneken Frit“ angesteuert. Währenddessen lief auf niederländischer Seite das Frittenfett bereits heiß. Empfangen wurden die Genussliebhaber hier bei „Friture Delnoye“ in Vaals. Die Routenführung erlaubte den Radfahrern an diesem Tag nicht nur Fritten sondern auch den Ausblick auf Wiesen, Felder, schattige Wälder und die reizvolle Landschaft des Dreiländerecks zu genießen. Die Route führte größtenteils über Radwege, wenig befahrene Straßen und Waldwege. Trotzdem glich das Manövrieren der 150 Radfahrer von Ort zu Ort einem kleinen Kunstwerk. Erfahrene Radtour-Ordner unterstützten dabei, stark befahrene Straßenkreuzungen sicher zu überqueren. In Kornelimünster griff dabei sogar zusätzlich die örtliche Polizei unter die Arme. Eine Frittenrallye in der Größenordnung prägt ja nicht jeden Tag das Straßenbild.

Holger Weiß, Leweke von Marschall, Karin Aretz und Manfred Lieber vom Convivium Aachen konnten sich an diesem Tag auf zahlreiche engagierte Organisationstalente verlassen, die das Equipment von 20 Stehtischen und einer Handvoll Sonnenschirme von Frittenbude zu Frittenbude transportierten und aufbauten. Und zu guter Letzt mussten sie an jeder Station die von den Teilnehmenden abgegebenen Bewertungen sorgsam einsammeln und auswerten. Nur so konnte sichergestellt werden, dass bis zum Abend die Auswertung vorlag und der Sieger prämiert werden konnte.

Bild oben: Manfred Lieber, Leweke von Marschall und Holger Weiß vom Convivium Aachen freuten sich über die 150 Teilnehmenden und bedankten sich bei ihrem Team für die Unterstützung (v.l.n.r.).

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_3.jpg

„Das Leben ist zu kurz für labbrige, fettige Fritten“

An den einzelnen Frittenbuden herrschte ausgelassene Stimmung und die Vorfreude auf jeden neuen Happen ließ nicht nach. Hier fällte der Gaumen das Urteil. Die Teilnehmenden fanden sich in immer neuen Gruppenkonstellationen zusammen und tauschten sich über Geschmack und Qualität der Fritten und Saucen aus. Dabei gingen die Meinungen, ob eine Fritte nun zu fettig oder schon zu knusprig gebacken war, teils weit auseinander. Aber offensichtlich machen „gute“ Fritten glücklich, denn diskutiert wurde durchweg mit strahlenden Gesichtern. Die Frittenbäcker standen Rede und Antwort: Woher stammen die Gewürze in der Mayonnaise? Wurden die Fritten aus rohen, ungeschälten Kartoffeln hergestellt? Und stammen sie von regionalen Lieferanten?

Bild oben: Die Radfahrer genoßen an diesem Tag nicht nur Fritten sondern auch den Ausblick auf Wiesen, Felder, schattige Wälder und die reizvolle Landschaft des Dreiländerecks.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_4.jpg

Ein Sieg über Grenzen hinweg

Am frühen Abend schloss sich der Kreis wieder am Aachener Kapuziner-Karree. Hier wurden die Ergebnisse vorgestellt und die Sieger der Slow-Food-Fritte und Sauce 2017 prämiert. Nicht nur die Gewinner, sondern vor allem auch die Teilnehmer strahlten vor Begeisterung. „Das war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Nicht nur, dass sich uns so viele Menschen für die Tour angeschlossen haben, sondern auch das Engagement der Betreiber der einzelnen Frittenbuden zu erleben. Sie haben es innerhalb einer halben Stunde geschafft, uns 150 Teilnehmer mit Kostproben an Fritten und Saucen zu versorgen“, so Klaus Flesch, stellvertretender Vorsitzender von Slow Food Deutschland e. V. Und das Wissen rund um die Herstellung des Imbiss-Gerichts ließ ein Staunen durch die Reihen gehen. „Als klar war, wie viele Arbeitsschritte hinter einer solchen Genuss-Fritte stecken können, wurde vielen deutlich, dass das Wort ‚Fast-Food‘ so richtig nicht zutrifft“, berichtet Flesch weiter.

Und die Sieger? Da fiel die Entscheidung nicht leicht. Als „Slow Food Fritte 2017“ gewann die „Manneken Frit“ aus Hauset (Belgien) und „Frittenbruder“ in Aachen-Kornelimünster. Beide Beitreiber wurden mit derselben Punktzahl bewertet. Was hier überzeugte war unter anderem die Handarbeit wie beispielsweise bei „Manneken Frit“. Sie beziehen rohe, ungeschälte Kartoffeln von einem regionalen Lieferanten. Geschält und geschnitten wird noch von Hand bevor die Kartoffeln zwei Mal in Rinderfett frittiert werden. Auch wenn sich über die geschmacklichen Auswirkungen des Rinderfetts „streiten“ lässt, überzeugte dieser zahlreiche Teilnehmer. Als „Slow Food Sauce 2017“ überzeugte erneut „Manneken Frit“, zusammen mit „Friture Delnoye“ aus Vaals (Niederlande). Der hausgemachte Ketchup von „Frittenbruder“ wurde als TOP-Fritten-Sauce gekürt, hier werden auch sämtliche verkostete Mayonnaisen von Maximilian Kreus im benachbarten Sternelokal St. Benedikt frisch hergestellt. Die Gewürze stammen von Ingo Holland (Klingenberg). Diese TOP-Kategorie ließen sich die Teilnehmer am Ende des Tages nicht nehmen. Damit ging nicht nur der Dank, sondern jeweils auch ein Sieg über die Ländergrenzen hinaus. Und die Radfahrer ließen beim Verabschieden keinen Zweifel zu: Dies war nicht die letzte Frittenrallye, an der sie teilgenommen haben.

Bild oben: Erfahrene Radtour-Ordner unterstützten dabei, die Teilnehmenden über stark befahrene Straßenkreuzungen zu begleiten.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_5.jpg

In Eynatten (Belgien) servierte das Team der „Friterie New Quinta“ ihre Rationen.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_6.jpg

Das schmeckt: Teilnehmer der Frittenrallye bei einer Kostprobe. Begeistert wurde darüber diskutiert, ob eine Fritte nun zu fettig oder schon zu knusprig gebacken war.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_7.jpg

Bei 150 Teilnehmern musste zum Essen schon mal auf den Gehweg ausgewichen werden.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_8.jpg

Der Gaumen fällte das Urteil und stellte unter Beweis, dass Qualität, handwerkliche Verarbeitung, Vielfalt und Geschmack auch bei einem typischen Imbiss-Gericht wie Fritten den entscheidenden Unterschied machen.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_9.jpg

AVon den leckeren Fritten und Saucen blieb nichts übrig.

25_jahre_slow_food_deutschland-sfd_aachen_fritten_c_georg_meiners_10.jpg

Zurück in Aachen, wurden am Ende des Tages die Sieger gekürt.

Alle Bilder: © Georg Meiners

Aachen, 15.7.2017 | Slow-Food-Dreiländer-Fritten-Rallye

In Aachen und den umliegenden belgischen und niederländischen Grenzorten gehören „Fritten“ zum regionalen kulinarischen Kulturgut. Viele Menschen haben klare Vorstellungen von der „besten Fritte“ und davon, wo sie diese bekommen.

Die Slow-Food-Dreiländer-Fritten-Rallye ist eine Rundtour mit dem Fahrrad zu deutschen, belgischen und niederländischen Frittenbuden. Gemeinsam wird die qualitative und geschmackliche Vielfalt erkundet und gekostet. Am Ende bestimmen die Teilnehmer die „Slow-Food-Fritte 2017“.

Die Slow-Food-Dreiländer-Fritten-Rallye ist eine Radtour über eine Strecke von etwa 45 Kilometer für Menschen mit durchschnittlicher Kondition. Interessenten, die nicht Radfahren möchten, können die Tour parallel auch als Autotour mitmachen. Leihfahrräder können bei Bedarf an der Radstation am Aachener Hauptbahnhof geliehen werden.

Alle weiteren Infos und Anmeldung unter: www.frittenrallye.de 

Datum: Samstag, 15.7.2017
Uhrzeit: 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Titel: Slow-Food-Dreiländer-Fritten-Rallye
Ort: Aachen, Alter Posthof/Kapuziner-Karree

Zurück zur Veranstaltungsübersicht

Inhaltspezifische Aktionen